100 Milliarden Dollar für die Krise

■ Japans Finanzminister treibt auf Jahrestagung von IWF und Weltbank einen asiatischen Krisenhilfstopf voran

Berlin (taz) – Japans Regierung will einen riesigen neuen regionalen Hilfsfonds zu Abwendung von Währungskrisen in Südostasien schaffen. Japans Finanzminister Hiroshi Mitsuzuka erklärte zum Abschluß der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Hongkong, der neue Asian Fund „wird nicht mit dem IWF oder anderen internationalen Organisationen konkurrieren, sondern sie ergänzen. Der Fonds wird die Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen suchen.“

Der Grund für die Fondspläne ist die Währungskrise dieses Sommers in Südostasien, die die ganze Jahrestagung in Hongkong überschattete. Viele Länder der Region hatten ihre Währung auf Empfehlung des IWF an den Wert den US- Dollar gekoppelt. Angesichts rasanter Immobilienspekulationen und des steigenden Dollarkurses konnten sie diese Koppelung im Sommer nicht mehr aufrechterhalten. Die thailändische Regierung mußte im Juli den Kurs ihrer Währung, des Bath, freigeben. Seither ist der Wert des Bath um rund 40 Prozent gefallen – und das, obwohl der IWF mit einem Hilfsprogramm von 17 Milliarden Dollar die Situation zu beruhigen suchte. Den Finanzmärkten in Malaysia, Indonesien und den Philippinen erging es kaum besser. Malaysias Währung etwa verlor 20 Prozent ihres Wertes.

Hauptproblem der fallenden Landeswährung: Niedrigere Kurse machen Importe, vor allem aber die Rückzahlung der riesigen aufgenommenen Dollarkredite viel teurer. In der Folge mußte die thailändische Regierung zum Beispiel rund 50 Banken wegen drohender Pleiten schließen.

Bei der Krise sitzt Japan mit den Ländern der Region in einem Boot. Japan und die japanischen Banken sind mit Abstand die größten Geldgeber für die Tigerstaaten und müssen für rund 35 Prozent der Kredite in der Region geradestehen. Staaten wie Malaysia, aber auch Thailand und China stehen den japanischen Plänen sehr aufgeschlossen gegenüber. Wenn eine Kontrolle der internationalen Finanzmärkte, wie sie die Politiker der Region gern hätten, schon nicht zu erreichen ist, ist Japans Vorschlag die zweitbeste Lösung.

IWF-Chef Michel Camdessus hatte zwar zum Abschluß der Tagung noch einmal erklärt, zur weiteren Liberalisierung der internationalen Finanzmärkte sehe der IWF keine Alternative. Thailand sei selbst schuld an der Krise, es habe nicht auf Warnungen des IWF reagiert. Und Bundesbankchef Hans Tietmeyer sagte, ein weiterer Fonds verleite Regierungen nur zu unsolider Finanzpolitik. Der Fonds soll trotzdem kommen. Hermann-Josef Tenhagen

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