Notstand auf Borneo

■ Rauch riesiger Waldbrände sorgt für extreme Gesundheitsgefährdung

Bangkok (taz) – Die malaysische Regierung hat die Provinz Sarawak auf der Insel Borneo gestern zum Notstandsgebiet erklärt. Rauchwolken, die von Tausenden Waldbränden im benachbarten Indonesien herübertreiben, vergiften die Luft.

Nach Angaben des malaysischen Informationsministers Mohamed Rahmat erreichten die Meßwerte 635 Punkte auf dem Smog-Index. Meßwerte über 500 gelten als „extrem gesundheitsgefährdend“. Alle Schulen und Behörden wurden geschlossen. Krankenhäuser und Apotheken arbeiteten normal weiter. Auf dem Flughafen von Kuching konnten keine Maschinen landen.

Auch in Singapur und der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur erreichte die Luftverschmutzung in den vergangenen Tagen neue Rekordwerte. 6.500 Menschen wurden allein im größten Krankenhaus von Kuala Lumpur wegen Atembeschwerden eingeliefert.

Über 300.000 Hektar Wald- und Buschland sind den Flammen bereits zum Opfer gefallen, vorwiegend im indonesischen Teil von Borneo und auf Sumatra. Schuld sind vor allem Plantagenbesitzer, Holzfirmen und Bauern, die den Ackerboden traditionell durch Brandrodung vorbereiten. Verschärft wird das Problem durch die anhaltende Dürre in diesem Jahr: Die Monsunregen lassen auf sich warten. In vielen Regionen wird bereits das Wasser knapp, Brunnen trocknen aus. Durch künstlich erzeugten Regen versuchten die indonesischen Behörden in den letzten Tagen, die Luft über Teilen der Insel Sumatra zu waschen.

Der indonesische Präsident Suharto hatte Anfang der Woche bei den betroffenen Nachbarstaaten für die Folgen der Waldbrände um Verzeihung gebeten. Bei der Konferenz der Umweltminister der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, die am Donnerstag zu Ende ging, beschlossen die Politiker, künftig stärker zusammenzuarbeiten.

Allerdings hat es in der Vergangenheit bereits mehrfach ähnliche Absichtserklärungen gegeben. In der Praxis geschah wenig. Obwohl die indonesische Regierung kürzlich verboten hat, Feuer zu legen, ist bislang noch niemand bestraft worden. Viele Plantagenbesitzer und Holzunternehmen sind eng mit den führenden Politikern in Jakarta verbunden. Erst jetzt haben die Behörden in Jakarta beschlossen, die Luftverschmutzung überhaupt zu messen. Jutta Lietsch