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: Madonna HipHop Massaker im Loft

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Madonna HipHop Massaker im Loft

Damals, die Band war noch nicht allzu alt, traf ich sie in einem erbärmlich kalten „Frisör“. Und damals gab es „die Irritation“, wie Miss Megatrance das nannte. „Viele denken, wir sind eine Eintagsfliege, ein kreiertes Produkt. Es gibt aber nicht nur die Hülle, sondern es gibt auch eine Band.“ Mehr als anderthalb Jahre ist das jetzt her, und die Band Madonna HipHop Massaker hat sich in der Zeit tatsächlich mit Problemen herumgeschlagen, die gemeinhin Bands so plagen. Fünf Schlagzeuger hat man verschlissen, inzwischen trommelt der ehemalige Elektronaut Pia. Vom Entdecker, Förderer und Manager hat man sich getrennt. Und sich mit der zweiten Platte abgeplagt, die nun erscheint und „Radical Romance“ heißt. Womit dann wohl auch der Anti-Eintagsfliegen-Beweis angetreten ist.

Das ist das eine. Das andere ist: Wer hat auf diese Platte gewartet? Sicherlich nicht die Republik, Berlin auch nicht, nicht einmal ein Haufen Japaner. Ursprünglich war das Konzept MHHM angelegt auf Erfolg, schnell und massenhaft. Ersteres hat man geschafft, indem man sofort beim Major veröffentlichte und sogar die Bedingungen mitdiktierte. Letzteres ist ausgeblieben: 12.000 verkaufte Einheiten mögen für irgendeine Kellerband ein unerfüllbarer Wunschtraum sein, für diesen Mega-Pop-Versuch sind es entschieden zu wenige. Nun ist die Schonfrist eigentlich abgelaufen. Denn die Subversion ist übers Verfallsdatum, wenn jeder einzelne Käufer genau deswegen zugreift. Hier haben wir einen Unterschied zwischen MHHM und – sagen wir mal – den Pet Shop Boys.

Das Problem ist, daß die Qualitäten von „Radical Romance“ exakt die Qualitäten des Debüts „Teenie Trap“ sind. Der Sound mag etwas zurückgenommen sein, nicht mehr Hysterie im Anschlag. Die Bezugspunkte aber bleiben dieselben: Pop, Pop, Pop. Samples und E-Gitarren verorten die Einflüsse zwischen Disco-Ära und Punk, Monsterrock und klassischem Soul. Das verwegene Konglomerat pulsiert immer noch frech, gekonnt und ohne Angst vor dem Zitat. Darüber singt Miss Megatrance mal glockenhell, mal verrucht Zeilen wie „I am my own Oasis“: Lieber den Hype im Westentaschenformat, aber dafür selbstgebraut und aus ökologischem Anbau. Madonna HipHop Massaker hatten ihre 15 Minuten Berühmtheit. Vielleicht sollte man ihnen doch eine Verlängerung gönnen. Thomas Winkler

Record Release am 16.9., 20.30 Uhr, Loft, Nollendorfplatz

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