Das Portrait
: Die doppelte Prinzessin

■ Christian Hance

Nun ist sie arbeitslos. Elf Jahre lang hat Christian Hance als Doppelgängerin von Prinzessin Diana gearbeitet. Es fing damit an, daß ihr Freund ihr Foto an einen Doppelgängerinnen-Wettbewerb des Frühstücksfernsehens schickte. Danach wurde die heute 36jährige von einer Doppelgänger- Agentur unter Vertrag genommen, bei der bereits eine ganze Reihe Pseudo-Windsors angestellt waren.

Seitdem war sie ein hauptberufliches „Lookalike“, machte Werbung für Sandwichbars und eröffnete italienische Einkaufszentren – meist in Begleitung des Prinz-Charles-Doppelgängers. Der Job war lukrativ: bis zu 15.000 Mark pro Werbeauftritt.

Sie weiß, wie sich Diana gefühlt hat, als sie ständig von Reportern verfolgt wurde, sagt Hance. Während einer Fotosession in einem Nachtclub habe ein Paparazzo heimlich ein Foto von ihr geschossen, als sie sich umzog. „Diana oben ohne“, war in der Boulevardpresse am nächsten Tag zu lesen.

Hance wurde im November 1960 geboren – acht Monate früher als Diana. Sie stammt aus dem West-Londoner Vorort Acton. Wie auch die Original-Diana verließ auch Hance mit sechzehn die Schule ohne Abschluß. Danach arbeitete sie in einer Fabrik, heiratete 1978, bekam ein Jahr später eine Tochter und wurde 1984 geschieden.

Sie hat Diana nie getroffen. „Ihre Bewegungen, ihre Gesten – alles habe ich studiert“, sagte sie. „Jedes Video, jeden Zeitschriftenartikel und jedes Buch, das mir in die Hände fiel, habe ich verschlungen. Ich mußte meine Bewegungen verlangsamen, meinen Gang ändern und den Augenaufschlag nachmachen.“ Und zum Schönheitschirurgen mußte sie auch. „Nach der Geburt meiner Tochter waren meine Brüste so flach wie Pfannkuchen“, sagt sie. Der Daily Mirror bezahlte ihr die Operation und vermarktete die Geschichte anschließend.

Manchmal kam sie sich ein wenig schizophren vor, sagt Hance. „Du eröffnest einen Bettenladen in Florenz, schläfst im Fünf-Sterne-Hotel, hast einen Leibwächter, eine Limousine mit Chauffeur und eine Polizeieskorte“, erzählt sie, „und dann kommst du nach Hause und mußt Staub wischen.“

Eigentlich wollte sie sich noch mal unters Messer begeben, um ihre Lippen und ihr Kinn „dianisieren“ zu lassen. Das ist nun nicht mehr nötig. Ralf Sotscheck