Die Leichtigkeit der Pinguine

■ Das Salzburger Marionettentheater gastiert in der Staatsoper

Seltsam. Auf der großen Bühne steht eine kleine. Statt der großen Sänger singen kleine. Sie singen nur nicht, denn Gesang und Orchester kommen aus Lautsprechern, die ebenfalls auf der Bühne stehen. Sie bewegen aber die hölzernen Arme und Hände und Köpfe, als sängen sie – das Salzburger Marionettentheater gastiert in der Hamburgischen Staatsoper. Daß es der Einladung der neuen Hamburger Opernmacher gefolgt ist mitten im Salzburger Sommer, darf als etwas Besonderes gelten. Am Dienstag abend gab es die Zauberflöte. Wer mit der Augsburger Puppenkiste aufgewachsen ist, für den könnte die Vorstellung ein Ausflug in die Vergangenheit gewesen sein. Denn vergleichsweise naturalistisch kamen Puppen und Bühnenbilder (Karajan-Mitarbeiter Gerd Schneider-Siemssen) daher. Ihr Zauber wirkt erstaunlicherweise trotz der weitgehend witzlosen Weihe und Tempelei einer spätromantischen Mozart-Sicht. Schön auch, was es einstmals für Stimmen gab (in der Aufnahme mit Ferenc Fricsay), welch' schwarze, volle Bässe (Josef Greindl), welch' kraftvolle und dabei treffsichere Königinnen der Nacht (Rita Streich), der sehr junge Fischer- Dieskau als Papageno.

Die Komik der Szene, in der er erstmals dem Monostatos begegnet (“Das ist der Teufel sicherlich!“), wurde verschenkt, Mozarts freies Lachen überhaupt allzu oft durch Rührung ersetzt. Als Tamino aber die Wirkung der Zauberflöte erprobte, kamen nicht nur Elefanten, Löwen und Giraffen aus den Kulissen, sondern auch Pinguine. Und das, unbestreitbar, hatte was.

Stefan Siegert

heute: 20 Uhr, Fr und Sa jeweils 16.30 Uhr; „Die Fledermaus“, Fr und Sa jeweils 20 Uhr, Staatsoper