Der Handymarkt bleibt unser

Siemens und drei andere große EU-Telefonbauer einigen sich auf gemeinsamen Standard für die kommende Generation der Mobiltelefone  ■ Von Reiner Metzger

Berlin (taz) – Die vier größten europäischen Hersteller von Mobilfunkgeräten wollen jetzt gemeinsam an einem neuen Standard für Handies arbeiten. Siemens (München), Alcatel (Paris), Ericsson (Stockholm) und Nokia (Helsinki) haben vorgestern eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Sie wollen bis zum Jahr 2002 die Voraussetzungen für das „Mobilfunksystem der dritten Generation“ schaffen, genannt „Universal Mobile Telecommunication System“ (UMTS).

Damit sind die europäischen Gerätebauer gerüstet, den Weltmarkt zu erobern. Schon mit ihrem bisherigen Mobilfunkstandard GSM (von „Global System for Mobile Communications“) hatten sie die Nase vorn. GSM wird als die zweite Generation der Handytechnik bezeichnet. Von Australien bis China, von Indien bis Rußland zählen die GSM-Betreiber über 49 Millionen Kunden in 130 Ländern. Konkurrierenden Systeme in Nordamerika und Japan konnten da nicht mithalten.

Mit UMTS sollen neben dem Telefonieren und Faxen auch mobile Multimedia-Anwendungen möglich werden, weil wesentlich mehr Daten pro Sekunde übertragen werden können. Damit bleibt der typische Yuppie im Straßencafé nicht nur auf das Palaver mit irgendwelchen wichtigen Leuten beschränkt. Er könnte beispielsweise – vorausgesetzt er hat einen tragbaren Printer dabei – die Umstehenden auch mit dem ausgedrucktem Bild des Gesprächspartners beeindrucken.

Den Betreibern von irdischen Handynetzen wie D 1, D 2 oder e-plus kommt die neue Entwicklung sehr entgegen. Denn sie müssen in den nächsten Jahren nachrüsten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Mehrere große Konsortien planen nämlich, Hunderte von Telefonsatelliten in eine Umlaufbahn um die Erde zu schicken. Damit wird das weltweite Telefonieren und das Befahren der Datenautobahn via Satellit billiger.

Noch in diesem Jahr soll die europäische Behörde für Telekomstandards entscheiden, ob sie UMTS wirklich haben will. Bei den traditionell guten Kontakten der beteiligten vier Konzerne zu den Behörden zweifelt daran allerdings kaum jemand.

Telefonbauer in den USA basteln an alternativen Standards. Laut der Financial Times ist die neue europäische Handynorm aber kompatibel mit der kommenden japanischen. Damit wären die US-Amerikaner auf dem boomenden Handymarkt einmal nicht das Maß aller Dinge. Die Benutzer der derzeitigen GSM-Handys brauchen ihre Geräte nicht wegwerfen. Sie funktionieren auch nach der Einführung von UMTS im nächsten Jahrtausend.