Atmen statt Saufen am Ballermann

■ Yoga-Reisen führen nicht nur nach Indien. Mallorca ist ein Ziel, Oberlahr ein anderes

Von wegen Gruppenbesäufnis. Keine blauen Nächte, kein Continental-Breakfast im Plastik-Pauschal-Hotel. Statt dessen Bauernhäuser, gefüllt mit einer Mischung aus Urlaubstrip und Wohnprojekt: Mallorca, wie es Yogareisende sehen. Da darf um sieben oder früher gefrühstückt werden, es folgen Entspannungsübungen am Strand, im Haus oder in alten Klöstern.

„Das ist nicht nur was für esoterisch Angehauchte“, versichert Organisatorin Marion Canel vom Anbieter „Fabelhaft“. „Manche wollen einfach neue Leute kennenlernen und reißen sich darum, in ein Doppelzimmer zu kommen.“Da braucht es keine Insel mit yogagerechter Stille. „Spanien ist eben nicht so weit weg, und da will sowieso jeder hin.“Versumpfen sei dennoch „völlig ausgeschlossen“, beharrt Canel. Schließlich wolle man Kundalini-Yoga üben – quasi Muskeltraining auf die andere Art. Stretching, Entspannung und Konditionsübungen.

Yoga auf der Ballermann-Insel? Für Bernd Bachmeier aus Braunschweig undenkbar. Er organisiert bei „Ixtlan-Reisen“Touren nach Nordindien, „in die Yoga-Hochburg am Himalaya“. Dort, in Rishikesh, haben 1967 die Beatles meditieren gelernt, etwas später auch Mick Jagger. Indisch ist das Essen, indisch sind der Meditationslehrer und das Programm: Morgens um vier beginnt die Meditation, eine Bergtour führt zu Tempeln im Himalaya. Mitfahren dürfen nur KönnerInnen, schränkt Bachmeier ein: „Man muß da eine innere Stimme spüren, spirituelle Wege gehen zu wollen.“

Oder RomantikerIn sein, meint Mark Rosenberg vom Frankfurter Mahindra-Institut. Er fliegt jährlich mit 30 Yoga-AnfängerInnen und -Fortgeschrittenen nach Goa. Am Strand neben dem „portugiesischen Mittelklasse-Hotel“wird morgendlich meditiert. Daß andere UrlauberInnen komisch gucken und „schon mal ein indischer Getränkeverkäufer mit Bauchladen vorbeikommt“, störe nicht. „Das macht den Reiz der Reise erst aus.“

Wer das nicht möchte, kann im Westerwald yoga-urlauben. Im „Haus Yoga Vidya“bei Frankfurt lernen AnfängerInnen mehrere Entspannungsmethoden kennen – und zwar im Haus, nicht davor. Zwei Stunden täglich dauert das Programm, „damit genug Freizeit bleibt“, sagt Mitarbeiterin Brigitte Beck. Zugegeben, für die Reise interessierten sich weniger Menschen als für Wochenendseminare. Aber „für Einsteiger sind kleine Gruppen nicht schlecht“.

Judith Weber

Fabelhaft Hamburg: