Das Portrait
: Ein Profi-Mörder kann aufatmen

■ Dirk Coetzee

Im November 1981 erhielt Dirk Coetzee die Anweisung, er solle für Griffiths Mxenge „einen Plan machen“. Für den Musterschüler der südafrikanischen Geheimpolizei war sofort klar, was mit der burischen Redensart in diesem Fall gemeint war. Der bekannte Menschenrechtsanwalt in der Hafenstadt Durban mußte beseitigt werden, ohne daß der Verdacht auf die Todesschwadrone des Apartheid- Regimes fiel.

Mxenge wurde wenig später von vier Mitgliedern der berüchtigten Vlakplaas-Einheit der Geheimpolizei entführt und in einem Fußballstadion umgebracht. Nach Coetzees Aussagen vor dem Amnestie-Ausschuß der Wahrheitskommission lautete der Befehl, keine Schußwaffe zu gebrauchen, damit die Tat wie ein Raubüberfall aussah. Mxenges Körper wurde mit mehr als 40 Stichwunden aufgefunden.

16 Jahre später ist Dirk Coetzee für diese Tat amnestiert worden. Die Wahrheitskommission hält es trotz vieler Widersprüche für erwiesen, daß die Männer auf Befehl gehandelt und ein volles Geständnis abgelegt haben.

„Zum ersten Mal seit acht Jahren fühle ich mich erleichtert“, sagte Coetzee nach der Entscheidung der Kommission. Das mag man ihm glauben, denn der Geheimpolizist hat ein Leben geführt, das den Stoff für Spionageromane liefert. Seit Jahren muß der heute 52jährige in Südafrika als „Verräter“ um sein Leben fürchten. Coetzee, Begründer der Vlakplaas-Einheit, die Oppositionelle verfolgte, war der erste Polizist, der in Südafrika ausgepackt hat. 1989 erzählte er einem Journalisten von seiner Karriere als Profi-Mörder.

Coetzee war 1986 aus der Polizei ausgeschieden, weil er schwer zuckerkrank war. Zur Zeit seiner Aussage hatte er entschieden, andernorts auf der Welt ein neues Leben anzufangen und lief schließlich zum Todfeind, zur Befreiungsbewegung ANC, über. Sein Nachfolger, der wegen sechsfachen Mordes verurteilte Eugene de Kock, verfolgte ihn für diesen Verrat um die ganze Welt. Zwei von ihm geplante Mordversuche an Coetzee hat er selbst zugegeben. Der ANC dankte Coetzee, indem er ihm einen hohen Posten im Geheimdienst anbot. Ob er den einnehmen wird, ist allerdings unklar, denn er müßte noch für 13 weitere Verbrechen Pardon erhalten. Kordula Doerfler