Zumindest einsam sind sie nie

■ Der Bojen-Mann in der Elbe – diesmal mit Sexpuppe

Irritiert segelte Felix am Samstagnachmittag an dem Mann im Wasser vorbei. Irgendwas war anders an dem Mann auf der Boje.

Felix arbeitet in der „Strandperle“am Elbstrand und sieht diesem Mann oft von seinem Arbeitsplatz aus zu. Nur noch alten, etwas kurzsichtigen Damen kann er den Scherz erzählen, daß es sich bei jener Person um einen leicht schrulligen Herrn handele, der jeden Morgen durch das schlammige Wasser der Elbe hinausschwimme, um dann sieben Stunden lang regungslos auf der Boje auszuharren.

Der Mann in der Elbe ist eine Skulptur des Künstlers Stephan Balkenhol. Das wissen mittlerweile die meisten HamburgerInnen. Sie lassen sich nicht mehr irritieren von so einem bißchen Kunst, klären denn auch verunsicherte TouristInnen gönnerhaft auf.

Doch was hatte der Mann am Samstag nur neben sich auf der Boje? Felix segelte näher heran und erkannte: Es war eine aufgeblasene Sexpuppe, ihr Mund stand sperrangelweit offen. Felix nahm's gelassen.

Die schlichten Bojen-Männer in Hamburgs Gewässern (Elbe, Alster und Bille), die so stoisch in die Welt schauen, regen offenbar immer wieder dazu an, sie zu komplettieren. Geradezu Tradition ist es schon, den Mann in der Süder-Elbe zum Harburger Schützenfest neu einzukleiden: mit Jagdhut und schmucker Festjacke.

Und so haben die SpaziergängerInnen auf der Elbpromenade denn doch immer wieder was zu bestaunen: zum Beispiel am Sonntag das Schild, das der Mann wie ein Protestplakat um den Hals hängen hatte. Den Mann selbst ließ das ganz offensichtlich kalt. Die SpaziergängerInnen nicht. Man hätt's doch zu gern gelesen. jul