Indiens Ureinwohner müssen den Tigern weichen

■ 25 Adivasis-Dörfer sollen zugunsten eines Schutzgebiets geräumt werden

Hoshangabad (IPS) – Ureinwohner in Zentralindien sollen ihre Dörfer räumen. Ihr Land und ihre Wälder sind für den Tigerschutz vorgesehen. Das hat die Regierung in Neu-Delhi den „Adivasis“ genannten Ureinwohnern der Korku- und Gond-Ethnien in den Satpura-Bergen im Hoshangabad- Distrikt vor kurzem mitgeteilt.

Nach den offiziellen Plänen befinden sich 25 Dörfer in einem Gebiet, das dem Bori-Reservat und dem Satpura-Nationalpark angegliedert werden soll. Für die Waldbwohner bedeutet dies, sich bis zum Jahr 2000 eine neue Bleibe zu suchen. Die Regierung stellt zwar den Betroffenen Hilfe beim Aufbau neuer Siedlungen in Aussicht. Doch die Adivasis wissen, daß ein Umzug ihr Leben grundsätzlich verändern wird. Für die indigenen Gemeinschaften sind die Wälder lebensnotwendig. Aus ihnen beziehen sie ihre Nahrungsmittel, das Futter für die Tiere und Brennstoff. Eine Umsiedlung stürzt die meisten in die Armut.

Seit geraumer Zeit sind kritische Stimmen zu hören, die darauf hinweisen, daß wieder einmal die Ureinwohner den Preis für ein Umweltprojekt zahlen müßten. In den letzten 30 Jahren mußten Tausende Familien umziehen, manche sogar mehrmals, um Entwicklungsprojekten Platz zu machen. Nur wenige wurden angemessen entschädigt.

Statt dessen wurden viele land- und arbeitslos. Die Adivasis fürchten das selbe Schicksal. Der Umweltschützer Smitu Kothari warnte, die Menschen weiterhin nicht in die Planung entwicklungs- oder umweltpolitischer Projekte einzubeziehen. Andere Kritiker werfen der indischen Regierung vor, bei ihrer Umweltpolitik davon auszugehen, daß die Waldbewohner für die Zerstörung der natürlichen Ressourcen verantwortlich seien. Dabei werde die symbiotische Beziehung zwischen Ureinwohnern und Wald außer acht gelassen, die durch einen bestandsfähigen Umgang mit der Natur geprägt sei.