Metaller auf der Suche nach dem Weg für morgen

Nach der Sommerpause geht es rund. Sollten die Metallarbeitgeber weiterhin die Verhandlungen über einen Altersteilzeittarifvertrag mit der IG Metall blockieren, dann will die Gewerkschaft schon im September über die Einleitung der Urabstimmung entscheiden. Wieder einmal sollen es die etwa 500.000 Mitglieder in Nordwürttemberg/Nordbaden richten. Daß sie um der Altersteilzeit willen auch zum Streik bereit wären, davon ist der 2. Vorsitzende der IG Metall, Walter Riester (siehe nebenstehendes Interview), überzeugt.

Im Kern strebt die IG Metall einen Flächentarifvertrag nach dem Muster des VW-Firmenvertrages an. Nach dem Altersteilzeitgesetz von 1996 können Arbeitszeit und Verdienst über einen Zeitraum von fünf Jahren halbiert werden. Sofern zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden, zahlt die Bundesanstalt für Arbeit einen Zuschuß von 20 Prozent des Nettoeinkommens und stockt die Rentenbeiträge auf 90 Prozent auf. Darüber hinaus hat sich VW bereit erklärt, das Nettogehalt wärend der fünf Jahre um 15 auf 85 Prozent und die Rentenbeiträge um auf 100 Prozent anzuheben. Gescheitert sind die Verhandlungen auf Bundesebene bisher nicht nur daran, daß den Metallarbeitgebern die Nettolöhne zu hoch waren. Sie lehnen auch jede verbindliche Verpflichtung zur Altersteilzeit für die Betriebe ab.

Spannend wird es nach den Ferien auch in NRW. Hier will der zuständige IG-Metall-Bezirkschef Harald Schartau den Beschäftigungssicherungstarifvertrag für Vereinbarungen zur Einstellung von Arbeitslosen öffnen. Nach diesem Vertrag können Betriebsräte bisher nur zur Abwehr drohender Entlassungen Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich mit ihren Unternehmensleitungen vereinbaren. Künftig soll nach Vorstellungen von Schartau bei einem entsprechenden Belegschaftsvotum auch „zur Einstellung von Arbeitslosen“ möglich sein.

Heftig diskutiert wird bei der IG Metall auch die unabdingbare Reform des Flächentarifvertrages. Spätestens im November wird diese Frage geklärt sein. Danach steht die Weichenstellung in Sachen 32-Stunden-Woche an. Über diese in den eigenen Reihen höchst umstrittene Forderung des IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel wird die Gewerkschaft aller Voraussicht nach während einer tarifpolitischen Konferenz im Frühjahr 1998 entscheiden. Während Zwickel sich zuversichtlich gibt, daß seine Organisation ihm folgen wird, glaubt Schartau derzeit nicht, „daß wir am Ende diesen Weg gehen“. Walter Jakobs