Charles Taylor liegt bei Wahlen in Liberia vorn

■ Hauptkonkurrentin wirft Westafrikanischer Friedenstruppe Einmischung vor

Monrovia (AFP) – Bei der Präsidentschaftswahl in Liberia liegt der frühere Milizenchef Charles Taylor klar vorn. Auf Taylor entfielen nach Auszählung von gut einem Drittel der Stimmen annähernd 66 Prozent. Das teilte die unabhängige Wahlkommission in Monrovia gestern mit. Die frühere Finanzministerin und hohe UN- Beamtin Ellen Johnson-Sirleaf konnte danach nur knapp 16 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Taylors Hauptkonkurrentin warf der Westafrikanischen Friedenstruppe (Ecomog) Einmischung in den Wahlablauf am Samstag vor. Offizielle Wahlbeobachter werteten die Abstimmung allerdings als weitgehend regulär.

Für den Sieg in der ersten Runde sind 51 Prozent der Stimmen nötig. Unter Aufsicht internationaler Beobachter bestimmten die Liberianer auch die 90 Mitglieder beider Parlamentskammern. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 90 Prozent. Johnson-Sirleaf warf den Ecomog-Soldaten vor, sie hätten den Wählern in zahlreichen Fällen gesagt, wen sie zu wählen hätten. Einige WählerInnen, die dagegen protestierten hätten, seien von Ecomog-Soldaten geschlagen worden. „Wir werden alle Vorwürfe sammeln und bei der Wahlkommission protestieren“, sagte die ehemalige Beamtin des UN-Entwicklungsprogramms. „Wäre die Wahl frei und transparent gewesen, hätten wir klar gewonnen.“ Am Sonntag hatten Ecomog-Soldaten den Chef eines Rundfunksenders gewaltsam aus einer Pressekonferenz der Wahlkommission abgeführt. In dem Sender hatte ein Führungsmitglied von Johnson-Sirleafs Einheitspartei (UP) Unregelmäßigkeiten während der Wahlen kritisiert.

Auch den als Wahlbeobachter tätigen früheren US-Präsidenten Jimmy Carter beschuldigte die Politikerin der „Mauschelei“. Johnson-Sirleaf sagte, Carter habe sie mehrfach aufgesucht und aufgefordert, im Falle eines Wahlsieges von Taylor mit diesem zusammenzuarbeiten. Nun wisse sie, warum. Von den anderen elf Präsidentschaftskandidaten erhielt keiner mehr als zehn Prozent der Stimmen. Sechs Bewerber erreichten der Wahlkommission zufolge kaum ein Prozent der Wählerstimmen. Mit dem Endergebnis wird nicht vor morgen gerechnet.