Iberia nimmt Verbündete an Bord

Spaniens staatliche Fluglinie schließt Pakt mit den verbrüderten Fluglinien British Airways und American Airlines. Die beiden sollen auch Anteile an Iberia übernehmen  ■ Aus Madrid Reiner Wandler

Iberia ist unter der Haube. Am Freitag schloß Xavier de Irala, Präsident der staatlichen spanischen Fluggesellschaft, mit British Airways (BA) ein Kooperationsabkommen. Der Vertrag sieht die Errichtung eines gemeinsamen internationalen Flugnetzes der beiden europäischen Gesellschaften vor. In einem Extraabkommen verbündete sich Iberia mit dem BA-Partner, American Airlines (AA). Zur Sicherung des Paktes will die US-Fluglinie AA Zehn-Prozent-Anteile an den argentinischen Iberia-Töchtern Aerolineas Argentinas und Austral übernehmen. Außerdem erhielten BA und AA Optionen, sich bei der beginnenden Privatisierung Iberias bis Ende des Jahres zu beteiligen.

Bessere Partner hätten sich die Spanier kaum aussuchen können. Das Trio bildet fortan einen der stärksten Megacarrier auf dem internationalen Markt. American Airlines ist die Nummer 1 an Umsätzen, British Airways Nummer 5, Iberia Nummer 11. In Sachen Gewinne fliegen die Briten allen davon. Der Gesamtumsatz des Verbandes liegt bei jährlich knapp 50 Milliarden Mark. Wenn die zur Zeit laufenden Verhandlungen mit Japan Airlines, der Nummer zwei in der Weltrangliste, erfolgreich ausgehen, sichert sich der europäisch-amerikanische Verband endgültig seine Vormachtstellung. Harte Zeiten für Lufthansa, die mit ihren Partnern United Airlines, SAS, Air Canada und Thai- Airways dagegenhalten will.

Für Iberia ist damit die Zeit der wirtschaftlichen Sturzflüge vorbei. Noch 1995 machte die Linie über eine halbe Milliarde Mark Verlust. Doch 1996 konnte sie sich erholen und erzielte 33 Millionen Mark Gewinn. Dem Konzern gelang eine spektakuläre Produktivitätssteigerung, nachdem die Belegschaft 8prozentigen Lohnsenkungen und dem Abbau von 3.500 der fast 25.000 Arbeitsplätze zugestimmt hatte. Im Tausch dafür erhielten die Angestellten zusammen 4 Prozent der Aktien – in den nächsten Jahren sollen es 10 Prozent werden. Nach den guten Ergebnissen und dem neuen Pakt hält Industrieminister José Pique Iberia nun für börsenreif.

Nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ ermöglicht Iberia der American Airlines den Einstieg bei Aerolineas Argentinas. Die Spanier kauften 1992 bei der Fluggesellschaft ein erstes Aktienpaket. Doch der Traum vom europäisch-lateinamerikanischen Großnetz wurde schnell zum Alptraum. Um den Bankrott zu verhindern, müßte Iberia die Aktienmehrheit übernehmen. American Airlines möchte mit Hilfe der Aerolineas Argentinas jetzt seine Präsenz auf dem südamerikanischen Markt verstärken.

Iberia quält nur noch ein Problem. Ihr in den Sechzigern maßgeschneidertes Kleid, der Flughafen Barajas in Madrid, wird zu eng. Die zwei Startbahnen reichen nicht mehr. So dient der helle Terminalneubau nicht der schnellen Abfertigung der jährlich 21 Millionen Fluggäste, sondern dazu, ihnen das lange Warten zu versüßen. Zwei Drittel der Iberia-Flüge starten zu spät – andere Airlines sind oft noch unpünktlicher. Auch die Verlagerung eines Teils der Flüge auf den nahen Exflughafen der US Army und die dritte Startbahn für Barajas, die im Sommer 1998 in Betrieb gehen soll, werden den Engpaß nur teilweise entlasten. Iberia hält fünf Pisten für nötig.