IG BAU stimmt Lohnsenkung zu

■ Neuer Tarifvertrag für den Osten: Öffnungsklauseln wurden vereinbart, keine Angleichung an Westgehälter

Frankfurt/Main (AFP/dpa) – Die miese Lage auf dem Bau hat jetzt zu einer neuartigen tariflichen Vereinbarung in der Branche geführt. Arbeitgeber und Gewerkschafter der Bauwirtschaft haben sich gestern darauf geeinigt, für die Beschäftigten im Osten Öffnungsklauseln einzuführen und außerdem die bereits vereinbarte Angleichung an die Westgehälter wieder aufzuheben.

Nach dem Tarifvertrag für rund 370.000 Beschäftigte der ostdeutschen Baubranche sollen die ostdeutschen Baueinkommen bis März 1998 rechnerisch auf 93,8 Prozent des Westniveaus gehalten werden. Dann wird neu verhandelt. Außerdem können Betriebe die Tariflöhne um bis zu zehn Prozent senken, wenn damit im Gegenzug betriebsbedingte Kündigungen, Kurzarbeit oder die Vergabe von Aufträgen an Subunternehmer zu vermeiden sind. Die Tarifparteien haben ein Einspruchsrecht. Ein bereits 1995 vereinbarter Stufenplan, der in diesem Jahr die völlige Angleichung der Löhne an das Westniveau vorsah, wurde aufgehoben. IG- BAU-Chef Klaus Wiesehügel sagte, es sei seiner Gewerkschaft „sehr schwer gefallen“, auf den bestehenden Stufenplan zu verzichten.

Die Bauindustrie hatte im vergangenen Jahr die Osttarifverträge fristlos gekündigt. Bei den Tarifgesprächen saßen vom Baugewerbe nur noch die Vertreter von Sachsen und Sachsen-Anhalt am Verhandlungstisch. Die Arbeitgebervertreter der anderen Ostländer waren aus dem Zentralverband ausgetreten.