■ Zypern-Verhandlungen: Kein Durchbruch in New York
: EU und die USA drängen auf Einigung

Eine Annäherung der griechischen und türkischen Zyprioten war vom UNO-Gipfel nicht zu erwarten. Denn die UN können nur vorschlagen, was in ihren Resolutionen im Dutzend gefordert wird: die Gründung eines gemeinsamen Bundesstaats mit zwei Zonen und den Abzug der türkischen Truppen aus dem Nordteil der Insel. Dieser Lösungsversuch scheitert daran, daß die türkischen Zyprioten zuerst eine Anerkennung ihrer Eigenstaatlichkeit verlangen. Selbst danach mag ihr Präsident, Rauf Denktasch, nur über eine Konföderation, also den losen Zusammenschluß zweier Staaten, verhandeln. Das wiederum ist für die griechischen Zyprioten unannehmbar, hieße dieses Procedere doch eine völkerrechtliche Anerkennung der Besetzung des Nordens durch türkische Truppen.

An diesem Punkt könnte man zu dem Schluß kommen: Sollen sich die Zyprioten doch die Köpfe einschlagen, solange sie die UNO, die EU und besonders uns Touristen in Ruhe lassen. Jahrzehntelang haben die internationalen Interessenkonstellationen genau für diese Lethargie gesorgt. Das hat sich geändert. Europäische Union und USA haben nun ein Interesse, den Konflikt rasch zu lösen. Zypern will in die EU, doch die Europäer lehnen die Mitgliedschaft einer geteilten Insel ab. Die USA drängen auf eine Integration der Türkei in die EU, die so lange von Griechenland blockiert wird, wie Ankara auf Zypern 35.000 Soldaten stationiert hält. Vor allem aber ist keiner Seite an einer militärischen Eskalation im Dreieck Zypern-Griechenland-Türkei gelegen. Die aber könnte im nächsten Jahr eintreten, wenn die Republik Zypern russische Flugabwehrraketen stationiert und damit die türkische Lufthoheit in Frage stellt.

Rational denkende Zyprioten, egal ob Türken oder Griechen, treten für einen gemeinsamen Bundesstaat Zypern ein. Ob ihr Wunsch in Erfüllung geht, ist freilich trotz des großen internationalen Drucks nicht gesagt. Im Gegenteil: Eine Lösung muß her – egal welche. Nicht die UNO, sondern US-Sonderemissär Richard Holbrooke soll sie in informellen Gesprächen zwischen den UN-Konferenzen bringen. Er wird der türkischen Seite überzeugende Argumente liefern müssen, damit diese ihre bisherige Position verläßt. Eine Wunschlösung für Zypern bietet die UNO an – nur kann sie die leider nicht durchsetzen. Eine Lösung könnte Holbrooke erreichen – nur wird die nicht unbedingt den Zyprioten helfen. Klaus Hillenbrand