■ Ufo-Rausch in Spanien: Who the fuck is pathfinder?
: Rush-hour am Himmel

Was macht ein Weltraumfreak, dem die Panne beim Pathfinder den Samstagabend versaut hat? Er setzt sich auf den Balkon und hört Radio Onda Cero. Statt der immer gleichen Marsfotos, die das bis auf weiteres unbewegliche Pannenfahrzeug ans Internet liefert (http:/ /www.jpl.nasa.gov), sorgt der spanische Privatsender mit einer „Nacht der Ufo-Jäger“ für Abwechslung.

450 Teams suchen von Mitternacht bis fünf Uhr morgens den Himmel nach OVNIS, Nicht Indentifizierte Fliegenden Objekten, ab, von Teneriffa bis Barcelona, von Montevideo bis Miami. Die Sondertelefone in Madrid stehen nicht lange still. Bereits eine viertel Stunde vor Sendebeginn wollen die Ufo-Fans im nordspanischen Orense die ersten drei unbekannten Flugobjekte der Nacht gesichtet haben.

Als „oval, mit rundumlaufenden Blinklichtern“, beschreibt sie ein aufgeregter Entdecker. In einer langgezogenen Flugbahn hätten sie den sternenklaren galizischen Nachthimmel durchflogen und seien dann am Horizont verschwunden. Nur wenig später will sie ein Hörer am anderen Ende des Landes, im 800 Kilometer entfernten andalusischen Huelva, erneut gesichtet haben. Juan Carlos in Valencia verständigte sich gar mit einem Ufo – einer Reihe von Lichtblitzen – per Morsezeichen aus seiner Taschenlampe. Die Beobachtergruppe auf der Urlaubsinsel Ibiza bekam es mit einem besonders schüchternen Exemplar zu tun. „Kaum hatten wir das ovale Objekt gesichtet, versteckte es sich hinter einer großen Klippe.“

Aus Tres Cantos, einem Vorort von Madrid, ruft Marcos an: „Ich habe hier Richtung Südosten einen 15 Zentimeter langen Lichtfleck am Himmel.“ – „Wieviel Grad über dem Horizont“, kommt die Frage aus dem Studio. „50“ – „Dann ist das vielleicht Jupiter.“ – „So groß?“ – „Stimmt, kann eigentlich nicht sein“, gesteht der Fachmann ein und gibt einen Ratschlag. „Nimm einen Stock, steck ihn in den Boden und peile, ob sich das Objekt langsam mit den Sternen bewegt. Wenn nicht, dann ruf uns wieder an.“

Bruno, Chef-Ufologe im Studio wird es plötzlich zuviel der Anrufe: „Ich bitte euch, Ruhe zu bewahren, sonst sehen wir vor lauter Aufregung Dinge, die nicht da sind. Das ist nicht Sinn der Sache.“ Es nutzt nichts: Dreiecke, Lichtpunkte mit s-förmiger Flugbahn, ein Ding, was aussieht wie ein Notarztwagen – Spaniens Himmel gleicht einer Autobahn zu Ferienbeginn.

Die Beobachter bei der Banque OVNI in Paris verwundert das nicht weiter (http://www.chez.com/ frenchufo). „Die größte Ufologen- Vereinigung Europas geht von insgesamt 40 Millionen Ufos aus, seit vor 50 Jahren die ersten Beobachtungen gemacht wurden“, berichtet die Sonderberichterstatterin von Onda Cero. Warum trotzdem noch immer viele Menschen nicht an die Existenz der Außerirdischen glauben wollen? Antonio, ein OVNI-Veteran aus Valencia hat eine Erklärung: „Die Regierungen sind schuld. Sie verheimlichen uns ihre Erkenntnisse.“ Das wichtigste an der „Nacht der Ufo- Jäger“ sind für ihn deshalb auch nicht die Meldungen, die bei Onda Cero eingehen, „sondern, daß den Zweiflern endlich klar wird, daß uns die Außerirdischen überall und ständig beobachten.“

Fünf Uhr morgens. Das Nachtteam übergibt das Mikro an den Sprecher des Frühaufsteherprogrammes. Der durchgefrorene Pathfinder-Fan geht enttäuscht darüber, zu den wenigen zu gehören, die keine Außerirdischen ausgemacht haben, ins Bett. Zum Einschlafen werden fliegende Untertassen gezählt. Reiner Wandler