Union friedlich verfeindet

■ Kohl und Stoiber bekennen sich in München gemeinsam zur engen Auslegung der Euro-Kriterien

München (AP) – Am Montag war Bundeskanzler Kohl bereits auf Edmund Stoibers Linie eingeschwenkt, gestern nun kam er nach München, um mit dem bayerischen Ministerpräsidenten das Bekenntnis zu einer stabilen und soliden Gemeinschaftswährung zu bekräftigen. Bei einem gemeinsamen Treffen äußerte sich Kohl überzeugt, Deutschland werde das Defizitkriterium erfüllen: „Es bleibt bei drei – 3,0 Prozent.“ Finanzminister Theo Waigel sagte in Frankfurt am Main, er sei „absolut sicher“, daß die Bundesrepublik den Sprung in die Währungsunion schaffe.

Ohne direkt auf den jüngsten Euro- Streit mit Stoiber einzugehen, sagte Kohl, notwendige Veränderungen dürften nicht von Reformverweigerern verhindert werden. Wenn klar sei, daß die richtige Entscheidung nicht im Konsens durchzusetzen sei, müsse trotzdem gehandelt werden. Er sei „kein Konsenskanzler“. Stoiber hatte gedroht, bei einer weichen Auslegung der Maastricht-Kriterien werde Bayern die Währungsunion blockieren.

Das Zusammentreffen von Kohl und Stoiber auf dem bayerischen Unternehmertag war das erste seit Beginn des Streits. Nach ihren Ansprachen zogen sich beide Politiker für nur wenige Minuten zu einem Gespräch unter vier Augen zurück. Über den Inhalt verlautete nichts. Stoiber hatte zuvor angekündigt, zum Euro werde es „noch viele Diskussionen geben“. Unterdessen wies der bayerische Finanzminister Erwin Huber Kritik an Stoiber zurück. Die CSU sei vielmehr der „Leuchtturm für Stabilität“. Tagesthema Seite 3