Japans Premier läßt die Wall Street einknicken

■ Kurse sinken um 2,5 Prozent, doch der kleine New Yorker Crash bleibt ohne weltweite Folgen. Die Aktienkurse an der Wall Street steigen schon wieder

New York/Berlin (wps/rtr/taz) – Eine kleine Bemerkung des japanischen Premiers Ryutaro Hashimoto brachte am späten Montag die New Yorker Börsenkurse zum Einsturz. Der Dow-Jones-Index der 30 umsatzstärksten Aktien brach um 192,25 Punkte auf immer noch stattliche 7.604,26 Punkte ein. Dieses Minus von 2,5 Prozent ist immerhin der heftigste Kurssturz seit dem großen Crash von 1987.

Dabei hatte Hashimoto lediglich nach einem Vortrag in der New Yorker Columbia University auf eine Frage hin bemerkt: „Ich hoffe, die USA werden sich an den Bemühungen beteiligen, die Wechselkursstabilität zu bewahren, so daß wir nicht der Versuchung erliegen müssen, US- Schatzwechsel zu verkaufen und unsere Fonds in Gold umzuschichten.“ Daraufhin wurden die Anleger an der Wall Street, die ängstlich auf luftiger Kurshöhe balancierten, von Schwindel ergriffen. Allein in den vergangenen drei Wochen hatte der Dow Jones um 6,3 Prozent zugelegt. Einige Marktbeobachter begründeten die Eile, mit der Investoren ihre Aktien abstießen, denn auch damit, daß Hashimotos Bemerkung ihnen einen willkommenen Anlaß geliefert habe, zu verkaufen.

Dahinter steht die Angst, daß ein Verkauf von US-Staatsanleihen deren Kurse drastisch sinken lassen würde. Wenn die Regierung in Washington dann weitere Schulden aufnimmt, müßte sie deutlich höhere Zinsen bieten, um noch Investoren zu finden. Hohe Zinsen aber könnten den Boom der US- Wirtschaft abwürgen.

Scheinbar erschrocken über die Auswirkung der Worte Hashimotos, hat die japanische Regierung gestern beruhigende Erklärungen abgegeben: Es sei alles gar nicht so gemeint gewesen. Marktanalysten in Tokio sind aber im Gegenteil überzeugt, Hashimoto habe ganz bewußt der US-Regierung vor Augen führen wollen, daß auch sie verwundbar ist. Die japanische Regierung ist nämlich sauer über die ständigen guten Ratschläge der US-Regierung über die richtige Wirtschaftspolitik: Präsident Clinton hatte jüngst sogar wegen der hohen Exporte in die USA mit einem Wirtschaftskrieg gedroht.

Niemand glaubt jedoch, daß Japan tatsächlich US-Schuldtitel verkaufen würde. Denn, erklärt Fred Bergsten, Direktor des Instituts für internationale Wirtschaft, damit würde der Yen-Kurs in die Höhe getrieben, und das würde die exportabhängige japanische Wirtschaft schwer beschädigen.

Die große Panik auf den Weltfinanzmärkten blieb denn auch aus. In Frankfurt blieb der Aktienindex Dax ziemlich konstant bei etwa 3.755 Punkten. Und gestern nachmittag (MEZ) eröffnete die Wall Street schon wieder fester. lieb