Die Mütter klagen an

■ MRTA-Familienangehörige aus Peru dürfen nicht nach Deutschland reisen

Berlin (taz) – Wenn die rund 400 Gefangenen der „Revolutionären Bewegung Túpac Amaru“ (MRTA) in Peru demnächst ins Hochsicherheitsgefängnis Challapalca überführt werden, sind sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Das befürchten Angehörige der Gefangenen und der bei der Erstürmung der japanischen Botschafterresidenz in Lima vor zwei Monaten getöteten MRTA-Kämpfer.

Auf einer Pressekonferenz in Berlin sagte gestern Felicitas Cartolini, die Mutter des getöteten Guerillaführers Nestor Cerpa Cartolini, die Verlegung der Inhaftierten in das auf 5.120 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Gefängnis komme einem Todesurteil gleich. Zusammen mit Norma Velasco, die im Namen der „Menschenrechtskommission der MRTA“ auftritt, klagt sie Perus Regierung an, die MRTA-Geiselnehmer bei der Erstürmung der Residenz vor zwei Monaten extralegal hingerichtet zu haben.

Unterstützt wird Cartolini von den argentinischen „Müttern der Plaza de Mayo“. Deren Vorsitzende Hebe de Bonafini hat eine besondere Wut auf Perus Präsident Alberto Fujimori, seit eine Delegation der „Mütter“ im Februar versucht hatte, in Lima zu vermitteln. „Weil Präsident Fujimori nicht nur ein Mörder ist, sondern auch feige, hat er uns nicht einmal den Termin abgesagt, sondern uns einfach versetzt“, schimpfte Bonafini gestern auf der Pressekonferenz.

Die Argentinierinnen, die seit zwanzig Jahren für ihre während der Militärdiktatur „verschwundenen“ Kinder streiten, sind derlei nicht gewohnt: „Nur zweimal sind uns bislang Gespräche verweigert worden: in Peru – und in Bonn.“ Tatsächlich hatte der Unterausschuß für Menschenrechte des Bundestages kurzfristig einen Termin mit den Müttern abgesagt, nachdem zuvor das Auswärtige Amt zwei Angehörigen getöteter MRTA-Kämpfer die Einreise verweigert hatte. Begründung: Die Anwesenheit von Angehörigen peruanischer Terroristen könne die deutsch-peruanischen Beziehungen belasten. Bernd Pickert