Das Portrait
: Der Bulldozer der Arbeitspartei

■ Ehud Barak

Unter Israels Linken ist er ein Rechtsaußen. Entgegen der Parteilinie gilt der frischgewählte Vorsitzende der Arbeitspartei, Ehud Barak (55), als Gegner eines unabhängigen Staates Palästina und auch sonst nicht als Mann der Zugestänisse.

Barak ist Israels höchstdekorierter Militär. Neben Dutzenden blecherner Auszeichnungen hängen im Ordensschränkchen des Generals vier Tapferkeitsmedallien. Eine gute Voraussetzung, um Regierungschef Benjamin Netanjahu seinen Posten streitig zu machen. Denn unter vielen israelischen Wählern zählt eine militärische Karriere noch immer mehr als politische Erfahrung.

Soll Israels Opposition wieder an die Regierung bringen: Ehud Barak Foto: AP

An zur Schau gestelltem Selbstbewußtsein mangelt es Barak nicht. Den Namen Brog seiner in Polen geborenen Eltern ließ er in Barak umändern – das hebräische Wort für Blitz. Nach Bekanntwerden seines Sieges bei der Abstimmung über die Parteiführung erklärte er am Dienstag: „Morgen bricht ein neuer Tag an.“ Jetzt gelte es, „die Ärmel aufzukrempeln und an die Arbeit zu gehen“. Kurz: Netanjahu zu stürzen.

Dabei ist Barak erst seit 1995 Politiker. Bereits als 17jähriger trat der in einem Kibbuz Geborene als Offiziersanwärter der Armee bei – und machte Karriere. Als Frau verkleidet führte er 1973 ein Elitekommando nach Beirut, um drei PLO- Führer zu erschießen. 1982 wurde Barak Chef des Planungsstabes im Hauptquartier der Streitkräfte, von 1983 bis 1986 leitete er den militärischen Geheimdienst.

Doch Baraks militärische Laufbahn hat auch einen dunklen Fleck: Als 1992 eine Eliteeinheit in der Negev- Wüste einen Angriff auf Bagdad probte und dabei eine aus Versehen abgefeuerte Rakete fünf Soldaten tötete, setzte sich Barak per Helikopter vom Ort des Geschehens ab. Der Generalstabschef habe sich nicht um seine Soldaten gekümmert, hieß es in der Presse. Doch an Barak blieb von der Affäre nichts haften – außer der Bezeichnung „Teflon-General“. In die Politik wechselte er auf Zuspruch seines Gönners Jitzhak Rabin. Der machte Barak 1995, nach dessen Eintritt in die Arbeitspartei, zum Innenminister.

Kritiker fürchten Baraks geringe politische Erfahrung. „Dampfwalze“ nannte ihn die Zeitung Haaretz, in einer TV-Satire wurde er als Napoleon dargestellt. Doch Militärs verweisen auf Baraks Fähigkeit, sich unvoreingenommen den Rat von Spezialisten anhören zu können. Thomas Dreger