Da helfen keine Pillen

■ Innungskrankenkasse Hamburg zahlt ab Juni auch für alternative Heilmethoden

Die Innungskrankenkasse Hamburg (IKK) bezahlt künftig auch den Besuch beim Homöopathen. Am 1. Juni startet die Kasse bundesweit ein „Modellprojekt Naturheilverfahren“. Fünf Jahre lang können sich IKK-PatientInnen statt Antibiotika und Spritzen auch Ackupunktur oder Neuraltherapie verschreiben lassen. Außerdem zahlt die Kasse für Behandlungen mit anthroposophischer Medizin – einer Schwester der Homöopathie, die mit rhythmischer Massage und Kunsttherapie arbeitet.

Das alles akzeptiert die IKK jedoch nur, wenn ein ausgebildeter Arzt die alternativen Heilversuche unternimmt. Wunder- und GeisterheilerInnen, WahrsagerInnen „und was da kreucht und fleucht“haben im IKK-Haushalt nichts zu suchen, erklärte der Vorstandsvorsitzende Axel Dilschmann gestern. MedizinerInnen, die mitmachen wollen, müssen drei Jahre Zusatzausbildung in Naturheilkunde nachweisen. Außerdem verpflichten sie sich zu Fortbildungskursen.

Etwa 20 HomöopathInnen nehmen in Hamburg teil an dem Versuch, schätzt Sieglinde Schulz, Vorsitzende des deutschen Zentralvereins Homöopathischer Ärzte. Dazu kommen anthroposophische MedizinerInnen, Akkupunkteure und NeuraltherapeutInnen. Bei ihren PatientInnen übernimmt die IKK 95 Prozent der Behandlungskosten. 90 Prozent zahlt die Kasse von dem, was „nichtärztliche Verfahren“wie Kunsttherapie kosten. Das gilt in allen Bundesländern.

Mit dem Modellversuch will die ehemalige Handwerker-Versicherung der Konkurrenz die KundInnen abgraben. „Wir hoffen auf 30 bis 50 Prozent Zuwachs“, sagte Dilschmann. Teurer werden die Behandlungen nicht, hofft er. „Was an Alternativem dazukommt, fällt ja woanders weg.“ Judith Weber