Nächtlicher Telefonterror und Bespitzelungen

■ Bahrenfelder MieterInnen fühlen sich von Immobilien-SpekulantInnen bedroht

Nächtlicher Telefonterror, Spitzel vor der Haustür und Fremde, die sich unerlaubt Eintritt verschaffen. Die 23 Mietparteien der Altbauten am Bahrenfelder Steindamm 57/59 haben in den vergangenen Wochen einiges erdulden müssen. Seit sie im Februar erfuhren, daß die Häuserzeile an einen neuen Eigentümer verkauft werde, nehmen die Schikanen kein Ende.

So berichtet eine ältere Mieterin, sie sei eines Nachts vom Telefon aus dem Schlaf geklingelt worden. Eine Stimme habe gefragt, wann sie denn nun endlich ausziehe. Mehrere MieterInnen behaupten, daß ihre Häuser „seit längerer Zeit nachts aus wechselnden Fahrzeugen beobachtet werden“.

Nach Informationen der HausbewohnerInnen wechselte der Altbaukomplex für rund zwei Millionen Mark den Besitzer. Als neue Eigentümerin stellte sich ihnen die Firma „Artus Immobilien“vor, die sich inzwischen aber umbenannt haben soll. Das Unternehmen will die Wohneinheiten möglichst schnell für insgesamt knapp vier Millionen Mark an private Kapital-AnlegerInnen weiterverscherbeln, so ist Zeitungsanzeigen zu entnehmen. Vermakelt werden die Wohnungen durch Firmen, deren MitarbeiterInnen der US-Sekte „Scientology“nahestehen oder mit Mitgliedern der „Church“Geschäfte zu machen pflegen – etwa die „CKS“und „Hansen-Immobilien“.

Die Begleiterscheinungen des Umwandlungsdeals sind vom Feinsten. Ein Mieter erzählt, daß in seiner Abwesenheit Unbekannte, die offensichtlich über einen Schlüssel zu seiner Wohnung verfügen, seine Wohnung betreten und sich an seinem Computer zu schaffen gemacht hätten.

Anfang Mai, erzählen andere BewohnerInnen des Hauses, habe sich ein Mann mit polizeilicher Hilfe Zutritt zu dem verschlossenen Wohnkomplex verschafft – der Mann habe eine angebliche Vollmacht einer Immobilienfirma „1.Immogrund“vorgewiesen. Anschließend ließ er gar das Schloß der Haustür auswechseln. Für Willi Lehmpfuhl vom Mieterverein zu Hamburg eine „eindeutig rechtswidrige Polizeiaktion“.

Denn die Immogrund, die eine Nachfolgegesellschaft der Artus Immobilien sein will, ist selbst der derzeitigen Hausverwaltung kein Begriff. Ende April teilte sie einem Mieter schriftlich mit, daß ihr eine Firma dieses Namens „nicht bekannt“sei. Auch zur Aufklärung der „Wohnungsbegehung“in Abwesenheit des Mieters kann die Verwalterfirma nicht beitragen: „Wer im einzelnen Zugang zu den Wohnungen hat, entzieht sich unserer Kenntnis“.

Da bei den Altbauten ein „Reparaturstau von 30 Jahren“besteht, gehen die HausbewohnerInnen davon aus, daß die InvestorInnen geprellt werden sollen. „Viele Wände sind feucht, im Keller nistet der Schwamm und in den Fußböden der Holzbock“, deutet Hausbewohner Hellmut Gnuschke potentiellen Käufern das Ausmaß der durchzuführenden Instandsetzungsmaßnahmen an. Auf großformatigen Transparenten an den Balkonen warnen MieterInnen unmißverständlich: „Wer hier spekuliert, zahlt drauf“. Thomas Koch