Höhere Spritsteuer und weniger Lamento

■ Chef des Umweltbundesamtes kritisiert die Industrie. Öko-Investitionen gehen zurück. Dabei zeigen Öko-Audits, daß Umweltschutz sich auch finanziell lohnen kann

Berlin (taz) – Der Chef des Umweltbundesamtes (UBA), Andreas Troge, fordert eine mäßige, aber regelmäßige Erhöhung der Mineralölsteuer. Schon die Ankündigung einer solchen Erhöhung würde ausreichen, „die jetzt auf den Markt kommenden Kleinwagen zu fördern“, sagte der CDU-Politiker der taz.

Außerdem sei es schon wegen des anhaltenden Verkehrswachstums geboten, im Rahmen der Steuerreformdiskussion „an eine Erhöhung der Mineralölsteuer zu denken“, erklärte der promovierte Volkswirt. Die Mineralölsteuererhöhung 1994 habe gezeigt, daß nach solchen Preissignalen „der Benzinverbrauch zeitweise spürbar zurückgeht“.

Der UBA-Präsident übte scharfe Kritik am Umgang der Industrie mit dem Öko- Thema: „Das Kostenargument ist völlig überzogen.“ Die Umweltschutzausgaben der privaten Wirtschaft lägen selbst bei Problembranchen im Schnitt nur bei 1,5 bis 2 Prozent des Umsatzes der Unternehmen. Zuletzt seien sie sogar gesunken.

Troge weiß, wovon er spricht. Von 1981 bis 1986 arbeitete der heutige Chef des UBA als Umweltreferent beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). 1990 wurde er Vizepräsident des Umweltbundesamtes, dessen Leitung er im Sommer 1995 übernahm.

Troge gilt als Fan freiwilliger Umweltschutzvereinbarungen mit der Industrie. Öko-Audits und Öko-Bilanzen genießen die besondere Unterstützung des Amtschefs. Im Interview erklärt er, daß viele Firmen ohne solche Hilfestellung den ökonomischen Nutzen von Umweltschutzmaßnahmen nicht erkennen würden. Im UBA liefen aber jetzt Berichte ein mit den ersten Ergebnissen von Öko-Audits. Die Firmen seien erstaunt: „Wir haben eine Mark investiert und dabei vier Mark herausbekommen.“ ten Interview Seite 12