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: Spaß mit spinnenden Finnen - Jimi Tenor in Loft

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Spaß mit spinnenden Finnen – Jimi Tenor in Loft

Es sind nicht die unhippsten Exemplare der finnischen Gesellschaft, die ihr Land draußen in der Welt repräsentieren. Hatte man bisher schon eine Menge Spaß mit Leuten wie Aki Kaurismäki (Filmemacher), Juri Litmanen (Fußballer) und Larry And The Lefthanded, kann man sich seit neuestem an einem Mann wie Jimi Tenor erfreuen.

Der ist Musiker, Entertainer und Popstar von Warhols Ehren in Personalunion, und er bringt zudem mal wieder die Kunde, daß sie auch ein bißchen spinnen, die Finnen. Als Tenor vor zwei Jahren auf den Pop-Plan trat, wußte man zuerst nichts mit ihm anzufangen. Was machte dieser Mensche denn da für eine Musik? Techno etwa? Easy Listening? Jazz?

Seine ersten beiden Alben erschienen auf Sähko, einem finnischen Label, das man bis dato als Hort für abstrakt-trockenen Minimal-Techno kannte. Und auch „Intervision“, sein neuestes Werk, erscheint auf einem englischen Techno-Label: auf Warp, wo Tenor sich in Gesellschaft von Autechre, LFO oder auch Aphex Twin befindet. Illustre Mißverständnisse, die den Hype um den Finnen nur zusätzlich anfeuern.

Tenor verwendet natürlich Techno-Instrumente wie Drum-Computer, Sampler und Synthesizer, und mit „Take Me Baby“, seinem 95er Hit, hat er mittlerweile jedesmal gute Karten bei der Love Parade – selbst wenn das Stück mehr nach Alan Vega On Acid klingt und eine skurrile und hinterfotzige Fröhlichkeit transportiert. Nach einer zwölfjährigen klassischen Musikausbildung spielt der Mann vor allem aber auch gut und perfekt Klavier, Saxophon und Flöte, und seine Helden sind nicht unbedingt Kraftwerk, Can und Suicide, sondern Miles Davis, John Coltrane, Sun Ra und Curtis Mayfield. Hier befindet sich seine Spielweise, hier recyclet er den Stoff, aus dem die postelektronischen Träume sind. Stücke wie „Take Me Baby“ oder das stompernde „Sugardaddy“ sind so eher die Ausnahmen, das Sounduniversum von Jimi Tenor ist ansonsten warm, smoothy, zum Andächtig-Lauschen; man kann sich aber auch wichtigen Tätigkeiten im Haushalt widmen und ein bißchen auf den Arm genommen fühlen. Denn wie Tenor es ausdrückt, „muß man begreifen, daß meine Musik völlig ernsthaft ist... bis auf die lustigen Teile“. Gerrit Bartels

Heute, 20.30 Uhr, im Loft am Nollendorfplatz, Schöneberg

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