Gute Vorsätze aus Japan geholt

■ Uni-Präsis kündigen „besondere Betreuung“ japanischer Studis an. Situation von Dritte-Welt-Studis bleibt trist

Präsidenten unter sich: Die Chefs der drei Berliner Universitäten durften im Handgepäck von Bundespräsident Roman Herzog (CDU) zum Staatsbesuch nach Japan. Hans Jürgen Ewers (Technische Uni), Johann W. Gerlach (Freie Uni) und Hans Meyer (Humboldt-Uni) behandelten Staatstragendes: Es ging um Fragen der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit, erklärten die Präsis nach ihrer Rückkehr.

Sie wollten ein Zeichen setzen – damit in den Unis nicht immer nur übers „Abspecken“ geredet wird. Statt dessen solle der Studienstandort Deutschland im internationalen Vergleich wieder an Attraktivität gewinnen, hieß es.

Dies gelte besonders für den wirtschaftlich boomenden asiatischen Raum. Die Unipräsidenten hätten mit ihren Gesprächspartnern vereinbart, mehr japanische Studierende nach Deutschland zu holen. Dazu sollten „besondere Formen der Betreuung“ im Studentenaustausch zwischen den reichsten Nationen der Welt dienen, ließen die Unipräsidenten verlautbaren. Wie diese Betreuung aussehen soll, konnten die akademischen Japan-Touristen gestern noch nicht präzisieren.

Diese Initiative ist bemerkenswert. Bisher haben die Universitäten kein großes Interesse an Internationalität gezeigt. Zwar ist der Anteil ausländischer StudentInnen in Berlin überdurchschnittlich hoch. Doch die Betreuung seitens der Universität fehlt völlig. Die FU hat die Stelle der Ausländerbeauftragten an der FU vor zwei Jahren ersatzlos gestrichen.

An der HU mußte ab März diesen Jahres gar das Studentenparlament mit eigenen Mitteln einspringen, um das studentische Sozialberatungssystem für Ausländer (HUB) erhalten zu können. Wichtigstes Ziel der Sozialberatung: die Angstschwelle bei ausländischen StudentInnen abzubauen.

Diese werden im Dschungel der Zulassungs- und Ausländerbürokratie nämlich oft allein gelassen. Wer kein Stipendium hat, beschreibt HUB-Studienberater Neven Dološ die Situation ausländischer Studierender, habe häufig mit finanziellen Problemen, mit Ghettoisierung und erschwerter Wohnungssuche zu kämpfen.

Auch nach dem Staatsbesuch der Unipräsidenten im reichen Japan werden indes die Aussichten für Studienbewerber aus der sogenannten Dritten Welt nicht besser. Die deutschen Immatrikulationsanforderungen für einen Studierwilligen aus der Mongolei etwa machen die Einschreibung hierzulande so gut wie unmöglich: Der Bewerber muß ein einjähriges erfolgreiches Studium nachweisen, sich eine Aufenthaltsgenehmigung und ein Stipendium ergattern. BDI-Präsident Olaf Henkel, der ebenfalls mit in Japan war, fand denn auch die richtigen Worte, um die neuen Beziehungen zu japanischen Universitäten zu definieren: Diese seien ein Weg, um die schlechten deutschen Handelsbilanzen zu Japan auf den Weg zu bringen. Gewisse AusländerInnen sind eben immer noch besser als andere. Jette König/Sinnflut