Ost-Jerusalem wird mehrheitlich israelisch

Als Israel 1967 ganz Jerusalem eroberte, gab es keinen einzigen jüdischen Einwohner in Ost-Jerusalem. Zu Beginn der 90er Jahre hatte Ost-Jerusalem etwa genauso viele jüdische wie arabische Einwohner. Mit dem Bau der Siedlung Har Homa würde die jüdische Bevölkerung in Ost- Jerusalem um 30.000 Personen wachsen und damit die eindeutige demographische Mehrheit stellen. Für die Architekten des jüdischen Siedlungsrings um Ost- Jerusalem schließt Har Homa die letzte Lücke im Südosten der Stadt. Dies dürfte alle Träume von einer palästinensischen Hauptstadt im historisch arabischen Osten zunichte machen.

In den letzten 30 Jahren haben israelische Regierungen mehr als 170.000 Juden in Ost-Jerusalem angesiedelt. Und das fast ausschließlich auf Land, das von privaten arabischen Besitzern enteignet wurde. Laut Regierungsdaten wurde mehr als ein Drittel des Grund und Bodens in Ost-Jerusalem für „öffentliche Zwecke“ beschlagnahmt. Die Stadtverwaltung gab das Land dann für den Wohnungsbau frei – für israelische Juden. Von den 38.500 Wohnungen, die seit 1968 errichtet wurden, war keine einzige für Araber. Das Besondere an Har Homa ist, daß hier erstmals mindestens ebensoviel privater jüdischer wie arabischer Landbesitz enteignet wurde.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat öffentlich wiederholt betont, daß für den ersten Bauabschnitt von 2.500 jüdischen Wohnungen auf Har Homa auch 3.015 neue arabische Wohnungen gebaut werden würden. Bis jetzt hat die Regierung aber lediglich eine frühere Entscheidung bestätigt, laut der 38 Millionen Dollar für den Ausbau der maroden Straßen in Ost-Jerusalem bewilligt wurden. Baugenehmigungen für Araber sind bislang keine erteilt worden. Sie sind zudem eine Angelegenheit der Stadtverwaltung von Jerusalem. Im März 1980, als Israel das letzte Mal eine größere Landenteignung in Ost- Jerusalem vorgenommen hat, versprach die Regierung, 18.000 arabische Wohnungen im Stadtteil Beit Hanina neben der neuen jüdischen Siedlung Pisgat Zev zu bauen. Doch auch 17 Jahre später ist noch keine einzige arabische Wohnung gebaut worden. (wps/gb)