Lea Rosh brüskiert Berliner Kolloquium

■ Eklat bei der dritten Expertenrunde über ein Holocaust-Denkmal

Berlin (taz/AP) – Den Ton des dritten und abschließenden Kolloquiums zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas gab Lea Rosh vor. 15 Minuten dauerte ihr Statement im Namen des Fördervereins – einer der drei Auslober des Wettbewerbs –, 15 Minuten beschimpfte sie die Sachverständigen, die mit ihrer „Nörgelei“ an den Wettbewerbsergebnissen, am Standort, überhaupt an allem, das Denkmal zerreden wollten.

Im Gebäude des ehemaligen Staatsrats in Berlin verteilte die Journalistin, die sich seit Jahren für ein Mahnmal in Berlin engagiert, kräftig Ohrfeigen, natürlich nach links: „Die Blockierung durch das vornehmlich intellektuelle Kulturestablishment ist [bis heute, d. Red.] nicht gewichen.“ Lea Rosh machte das Feuilleton für ein mögliches Scheitern des Denkmalvorhabens verantwortlich und präsentierte ihren Joker: das gesunde Volksempfinden. Denn ganz im Gegensatz zu den Schreibtischintellektuellen gehe sie dahin, wo „unsere Wurzeln“ sind, „beim Volk“, auf die „Straße“. Und das Volk sage: „Mensch, nun macht mal endlich, hört doch auf mit den endlosen Diskussionen.“

Ein endgültiger Entwurf für das geplante Holocaust-Denkmal soll jetzt bis zum Jahresende vorliegen, sagte Berlins Kultursenator Peter Radunski. Bis Mitte Juni sollten die Vorgaben für den neuen Entwurf veröffentlicht werden, damit interessierte Künstler ihre Vorstellungen überarbeiten könnten. Radunski machte allerdings klar, daß über das Verfahren für die Überarbeitung noch nicht entschieden ist. Anita Kugler