Nigeria gerät immer weiter in die Isolation

■ Zu Beginn eines Prozesses gegen Wole Soyinka bricht Kanada Beziehungen ab

Berlin (taz) – Das Militärregime von General Sani Abacha in Nigeria gerät zunehmend in die diplomatische Isolation. Wie die Londoner Times gestern berichtete, hat Kanada seine Beziehungen zu Nigeria abgebrochen und seinen Botschafter zurückgerufen. Als Grund wurde die Unfähigkeit der nigerianischen Regierung genannt, die Sicherheit der kanadischen Diplomaten zu gewährleisten – im Dezember hatte Nigeria einem kanadischen Sicherheitsbeamten die Einreise verweigert. Der Abbruch der Beziehungen durch Kanada erfolgte auch zeitgleich mit der formalen Eröffnung eines Hochverratsprozesses gegen wichtige Anführer der nigerianischen Demokratiebewegung. Der weltbekannte Schriftsteller Wole Soyinka wurde am Mittwoch zusammen mit fünfzehn anderen des Hochverrats angeklagt – ein Straftatbestand, auf den in Nigeria die Todesstrafe steht. Die in einem Amtsgericht in Lagos verlesene Anklage beläuft sich im Einzelnen auf „kriegerische Verschwörung“ und „Herbeiführung von Explosionen in verschiedenen Teilen Nigerias“.

Die Anklage steht im Zusammenhang mit einer Serie von Bombenanschlägen zwischen November 1996 und Februar 1997, bei denen mehrere Soldaten ums Leben kamen und für die Nigerias Regierung die Opposition verantwortlich macht. Bei der Anklageverlesung waren lediglich zwei Angeklagte anwesend: Olu Falae, ehemaliger Finanzminister, und Frederick Fasheun, früherer Präsidentschaftskandidat. Beiden wurde die Freilassung auf Kaution verweigert. Die anderen leben im Exil in Großbritannien, Kanada und den USA. Verteidigt werden sie von dem Staranwalt Gani Fawehinmi, der erst vor kurzem selbst aus der Haft entlassen wurde und nun ein neunköpfiges Anwaltsteam leitet. Der Prozeß ist vorerst auf den 9. Mai vertagt worden.

Mit dem Prozeßbeginn kann Nigeria formal von den Aufnahmeländern der angeklagten Exilaktivisten deren Auslieferung verlangen. Das dürfte allerdings schwierig werden: Mit den Vereinigten Staaten hat Nigeria keinen Auslieferungsvertrag; der Abbruch der diplomatischen Beziehungen durch Kanada dürfte eine Verständigung erschweren, und Großbritanniens Labour-Partei will im Falle eines Sieges bei den für den 1. Mai vorgesehenen britischen Parlamentswahlen eine härtere Gangart gegenüber Nigeria einschlagen. D.J.