Heile-Haus erneut gefährdet

■ LIGA der Wohlfahrtsverbände will dem Kreuzberger Gesundheitsprojekt den Geldhahn zudrehen. Vor drei Monaten scheiterte dieser Versuch schon einmal

Dem Kreuzberger Heile-Haus droht erneut das Aus. Das Projekt in der Waldemarstraße, das niedrigschwellige Gesundheitsberatung und Selbsthilfe für Arme und Obdachlose anbietet, soll nur noch bis Ende März Zuwendungen von der LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege bekommen. Die LIGA, für die Finanzbudgets von Gesundheits- und Sozialprojekten verantwortlich, wollte dem Heile-Haus bereits Ende vergangenen Jahres den Geldhahn zudrehen. Nach Protesten wurde das Projekt dann aber für weitere drei Monate finanziert. Das Heile-Haus bekam bisher rund 190.000 Mark jährlich.

Reinald Purmann, Ansprechpartner der LIGA, begründet die nun wiederum geplante Streichung der Gelder damit, daß das Heile- Haus sein ursprüngliches Konzept – Selbsthilfe im Gesundheitsbereich – verändert habe und heute vor allem Obdachlose betreue. Dafür aber sei die LIGA nicht zuständig. Heile-Haus-Mitarbeiter Rainer Böziger hält dagegen: Nicht nur Obdachlose besuchten das Projekt, sondern auch Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose, „arme Menschen“ eben. Das Haus biete zum Beispiel Duschbäder an, außerdem werde über typische „Armutskrankheiten“, wie Körperparasiten, informiert. „Wir sind mit vielen entwurzelten Menschen konfrontiert, denen es an sanitärer, aber auch an psychosozialer Betreuung fehlt“, sagt Böziger. In einem Konzeptpapier sei dies der LIGA auch dargestellt worden.

Wie oder ob es für das vor 15 Jahren gegründete Projekt weitergehen soll, ist drei Wochen vor Auslaufen der Zuwendungen völlig unklar. Der Bezirk steht zwar hinter dem gegenwärtigen Konzept des Heile-Hauses, wiegelt bei einer möglichen Finanzierung aber ab: „Es handelt sich um ein Projekt, daß über den Bezirk hinaus eine stabilisierende Funktion für die Klientel hat“, so Hans-Joachim Held von der Kreuzberger Plan- und Leitstelle der Gesundheitsabteilung. In der kommenden Woche soll, so Purmann, ein Kooperationsgremium der Verbände und des Senats über die Zukunft des bedrohten Projekts entscheiden. Julia Naumann