Armeechef in Polen gefeuert

■ Großreinemachen vor dem Nato-Beitritt

Warschau (dpa/taz) – Wenige Monate vor dem Nato-Gipfel in Madrid hat der polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski den umstrittenen Generalstabschef Tadeusz Wilecki (51) abberufen. Der General hatte wiederholt Kritik an der politischen Führung des Landes geübt und so Zweifel an der zivilen Kontrolle über die Streitkräfte genährt. Der neue Generalstabschef Henryk Szumski (55) solle die Armee auf die letzte Phase vor dem angestrebten Beitritt Polens zum nordatlantischen Bündnis vorbereiten, sagte Kwaśniewski gestern in Warschau.

„Wir vollziehen heute eine Änderung, die keine Sensation sein darf.“ Wechsel an der Spitze der Streitkräfte seien in einer Demokratie ein normaler Vorgang, sagte Kwaśniewski. Im Herbst wird in Polen ein neues Parlament gewählt. Vertreter der liberalen und konservativen Opposition kritisierten die Abberufung als „Säuberung“.

Am Morgen vor seiner Entlassung hatte Wilecki, der 1992 vom damaligen Präsidenten Lech Walesa berufen worden war, erneut die politische Führung seines Landes scharf attackiert. Das Lager der Exkommunisten versuche, sich die Armee unterzuordnen, sagte Wilecki im polnischen Rundfunk. Gleichzeitig behauptete er, der Geheimdienst werde gegen die Streitkräfte eingesetzt. Er habe bereits den Militärstaatsanwalt darüber informiert.

Auf dem Nato-Gipfel im Juli in Madrid gilt Polen neben Tschechien und Ungarn als nahezu sicherer Kandidat für einen Beitritt zur nordatlantischen Allianz.