Wie von Sinnen

■ Castor-Transport: Bundesgrenzschutz wütete gegen Blockade-Traktoren

Bei Deutschlands größtem Geländespiel haben sich Teile des Bundesgrenzschutzes (BGS) offenbar nicht an die Spielregeln gehalten. Mit „einem perversen Racheakt“, schimpft der Splietauer Ulrich Hartmann, hätten BGS-Trupps auf die friedliche Traktoren-Blockade der Wendländer Bauern reagiert. Obwohl die von rund 60 Treckern verbarrikadierte „Südroute“für den Atommüll überhaupt nicht benötigt wurde, beschädigten BGS-Einheiten bei einem Blitzangriff die landwirtschaftlichen Fahrzeuge am vergangenen Mittwoch schwer. Nach Berechnungen der betroffenen Landwirte entstand durch den Einsatz der uniformierten Randalierer ein Sachschaden von rund 60.000 Mark.

Inzwischen haben 110 der 122 wahlberechtigten SplietauerInnen den „BGS-Terror“in ihrem kleinen Dorf in einer gemeinsamen Resolution verurteilt und sofortige Schadenersatz-Zahlungen gefordert. Mehrere Bauern und Bäuerinnen erstatteten zudem Anzeige wegen schwerer „Sachbeschädigung“.

Kurz vor zwölf Uhr – der Castor-Transport war auf der zwei Kilometer entfernten Nordstrecke längst unterwegs – landeten am Mittwoch fünf Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes (BGS) auf einem Feld bei Splietau. Während die Bauern sich gerade zum gemeinsamen Kaffeetrinken versammelt hatten, stürmten rund 40 gewaltbereite Autonome aus den Reihen des Grenzschutzes die unbewachten Traktoren der Landwirte, die – ineinander verkeilt – die für den Transport nicht benötigte „Südroute“blockierten.

„Wie von Sinnen“, so ein Augenzeuge, stachen die Grenzschützer auf die Reifen von rund 30 Treckern ein und malträtierten die Fahrzeuge zusätzlich mit Zangen. Der überfallartige Angriff endete so plötzlich wie er begonnen hatte. Rund zehn Minuten nachdem sie gelandet waren hoben die Helikopter samt Passagieren wieder ab. Zurück blieb etwa ein Dutzend zerstörter Traktorenreifen – Stückpreis rund 1000 Mark.

Die Landwirte, die durch diesen „skandalösen Einsatz“geschädigt wurden, verlangen nun neben einer angemessenen Entschädigung auch „rechtsstaatliche Konsequenzen“gegen die verantwortlichen Einsatzleiter.

Marco Carini