WAA Dounraey darf noch mehr strahlen

■ Atomkomplex will führendes Wiederaufbereitungszentrum werden

Shettland (taz) – Der Atomkomplex Dounraey an der schottischen Nordküste darf die Strahlendosis erhöhen: Nach einer zwölfstündigen Anhörung, in der Vertreter von 40 Umweltgruppen ihre Bedenken gegen erhöhte Emissionen von Radioaktivität vorbringen konnten, ist die zuständige Genehmigungsbehörde, die Scottish Environmental Protection Agency (Sepa), mit einem müden Kompromiß an die Öffentlichkeit gegangen.

Es wird neue Richtwerte für den Ausstoß von Radioaktivität geben: Sie werden höher sein als die alten und doch geringer, als die von Dounraey gewünschten. Weiter soll Dounraey in Zukunft dafür sorgen, daß das bei der Wiederaufbereitung anfallende Spaltmaterial schneller in die jeweiligen Herkunftsländer zurücktransportiert wird. Genauer will sich Sepa erst nach einer Vorstandssitzung Mitte März äußern.

Dounraey braucht die Erlaubnis für höhere Emissionen von Radioaktivität aus einem einfachen Grund: Man versucht, sich international einen Ruf als Zentrum der Wiederaufbereitung zu machen. Abgebrannte Brennelemente aus allen Teilen der Welt befinden sich auf dem Wege nach Dounraey. Erst Anfang des Monats hat Greenpeace ein Schiff mit Atommüll für die Wiederaufbereitungsanlage in Bremerhaven für einige Stunden am Auslaufen gehindert.

Schon melden die Betreiber der Atomanlage „business as usual“, während die einzelnen Umweltgruppen, die in dieser Form erstmals die Gelegenheit hatten, gehört zu werden, sich darüber uneinig sind, ob sie mit der Veranstaltung nicht an der Nase herumgeführt worden sind. „Sepa hätte weiter gehen können“, sagte Rick Nickerson von der Umweltorganisation der Kommunalverwaltungen in den Nordsee-Anrainerstaaten. Shaun Birney von Greenpeace International bezeichnete die Anhörung als Public-Relation-Veranstaltung mit einem „enttäuschenden Ausgang“. Hans-Jürgen Marter