Böse Tageszeitungen verderben das Klima

■ Für den iranischen Außenminister hat „Transparenz“ im Fall Sarkuhi Grenzen

Berlin (taz) – Der iranische Außenminister Ali Akbar Welayati hat die deutsche Presse für die Verschlechterung der deutsch-iranischen Beziehungen verantwortlich gemacht. In einem Interview mit den Aachener Nachrichten sagte Welayati gestern, einige deutsche Tageszeitungen würden „von Iran feindlich gesinnten Lobbys beeinflußt“. „Für das im Zusammenhang mit dem Mykonos-Prozeß geschaffene, feindselige Klima gegenüber Iran“ sei in erster Linie die Presse verantwortlich. Die Verhaftung des Schriftstellers Faradsch Sarkuhi erklärte Welayati zur „inneren Angelegenheit“. Sarkuhi werde vor Gericht gestellt. „Transparenz“, meinte der Außenminister, habe „für jedes Land bestimmte Grenzen“.

Unterdessen mehren sich die Proteste gegen die Verhaftung Sarkuhis. In Hannover befinden sich seit dem 18. Februar Exiliraner im Sitzstreik. In Berlin trafen sich am Donnerstag abend rund 200 Personen auf Einladung der Neuen Gesellschaft für Literatur und des Verbandes Deutscher Schriftsteller in der IG Medien. „Unsere Zeit riecht nach Tod“, sagte der im Iran verfolgte und seit einem Dreivierteljahr in Deutschland als Asylbewerber lebende Schriftsteller Abbas Maarufi. Dutzende Schriftsteller seien „Terror und Verhören ausgesetzt“.

„Mein Mann teilt das Schicksal vieler Intellektueller im Iran, die nicht an etwas Überirdisches glauben“, beschrieb Sarkuhis in Berlin lebende Frau Farideh Zebardschad die Situation von Kritikern der Grundfeste der Islamischen Republik. Der von Außenminister Klaus Kinkel propagierte „kritische Dialog“ käme „über einen Small talk nicht hinaus“, kritisierte der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen Schriftsteller in der IG Medien, Felix Huby, die deutsche Iran-Politik.

Die iranische Führung habe „die Exekution Sarkuhis praktisch beschlossen“, erklärte der Schriftsteller Rajvinder Singh. Der internationale Protest habe die Machthaber in Teheran von diesem Schritt abgehalten. Statt dessen solle Sarkuhi jetzt als Druckmittel gegen den Berliner „Mykonos“- Prozeß benutzt werden. Taud