„Myosotis“ den besten Freund

■ Tiersärge aus Lübeck: Letzte Ruhe für Hund und Katz'

„Ein Tier ist oft der beste Freund des Menschen“, sagt Dorothea Ruf. „Und wenn ein Freund stirbt, dann gibt man ihm einen würdigen Abschied.“ Eben diesen ermöglicht die 59jährige Lübeckerin seit Anfang dieses Jahres. In ihrer Tischlerei läßt sie Särge für tote Haustiere anfertigen.

„Myosotis“ (griechisch), zu deutsch „Vergißmeinnicht“, heißt ihr kleines Unternehmen, das seine Dienste in Tierhandlungen und in Fachzeitschriften anbietet. Fünfzehn Särge hat sie bereits verkauft und viele Anfragen erhalten. „Das zeigt doch, daß ein Bedürfnis danach besteht, treue Hausgenossen nach ihrem Tod nicht einfach wie Müll zu entsorgen“, sagt die Tierfreundin und Unternehmerin, die selbst seit Jahrzehnten Haustiere hält. „Mein Mann hat für unsere Hunde immer Särge gebaut und wir haben sie auf den Tierfriedhof in Hamburg gebracht“, erzählt sie. So wie ihr müsse es auch anderen ergehen, dachte sie sich – und die Idee mit dem Tiersarghandel war geboren.

In ihrer Tischlerei entstehen nun, je nach Kundenwunsch aus Preßplatten oder aus Kiefernholz, Särge in Standardgrößen zwischen 25 Zentimetern und 1,35 Metern. Ein 40 Zentimeter langer Katzensarg kostet 90 Mark, ein Sarg für eine Dogge 290 Mark. „Särge mit Messingbeschlägen oder Samtauskleidung gibt es bei uns nicht. Es muß schließlich Unterschiede zwischen Mensch und Tier geben“, sagt Ruf bestimmt.

Laut Tierkörperbeseitigungsgesetz darf man nämlich Tiere nur auf eigenem Gelände vergraben. Doch was machen Leute ohne eigenen Garten? „Wir brauchen im Raum Lübeck einen Tierfriedhof“, fordert Ruf, die bereits mit den Behörden darüber verhandelt. Bis dahin weiß „Myosotis“ auch unbürokratischen Rat. Die Katze einer in einer Mietwohnung lebenden „älteren Dame“, die den Gedanken an die Tierkörperbeseitigungsanstalt unerträglich fand, wurde kurzerhand in einem Rufschen Sarg im Ruf-schen Garten bestattet.

Eva-Maria Mester