Thüringische Fleißarbeit

■ Staatsanwalt gegen Comic-Verlag

(taz/dpa) Die Staatsanwaltschaft Meiningen (Thüringen) hat ihre pornographischen Studien beendet und Anklage erhoben gegen den Sonneberger Verlag „Edition Kunst der Comics“. Den drei Geschäftsführern des Verlags wird vorgeworfen, pornographische und gewaltverherrlichende Schriften verbreitet zu haben. Gegenstand der Anklage sind elf verschiedene Titel, darunter auch Comicbände aus anderen Verlagen, deren Druckerzeugnisse sich im Vertrieb des angeklagten Kleinverlags befinden. Die Staatsanwaltschaft Meiningen hatte bereits im Frühjahr 1996 für Aufsehen gesorgt, als sie rund 400 Buchhandlungen in ganz Deutschland durchsuchen ließ. Einer der damals eingezogenen Titel war Ralf Königs Erfolgstitel „Kondom des Grauens“, der später von einem Oberhausener Gericht von den Vorwürfen freigesprochen wurde.

Achim Schnurrer, einer der drei Geschäftsführer des Verlags Edition Kunst der Comics glaubt denn auch, daß sich die Staatsanwaltschaft nachträglich für den fehlgeschlagenen Einsatz legitimieren will. Damals waren rund 40 Polizisten mit Hunden beim Verlag angerückt, um 150 Titel zu beschlagnahmen, darunter auch Art Spiegelmans berühmte Maus-Comics. Die Staatsanwaltschaft Meiningen geht nun davon aus, daß es sich bei den elf Comics, darunter „Hard Boiled“ von Frank Miller und Georg Darrow sowie die Zeitschrift Schwermetall, um Gewaltverherrlichung handelt. Gegen die Produkte der Fremdverlage wurde außerdem der Vorwurf erhoben, es handele sich um Kinderpornographie. Schnurrer will gegen die „total überzogenen Maßnahmen“ den Instanzenweg beschreiten. Als Gutachter ist Professor Alphons Silbermann im Gespräch, früherer Leiter des Kölner Instituts für Comic- und Trickfilmforschung. Weit härtere Titel des Verlags, so Schnurrer, seien nicht beanstandet worden. „Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hat deren künstlerischen Wert zu würdigen gewußt.“