Böse Überraschung in der Ausländerbehörde

■ Trotz sechs Kindern in Hamburg: Morgen Abschiebung in die Türkei

„Warum mußten die das vor meinem Kind machen?“ Immer wieder mußte Hatize Ö. ihren achtjährigen Sohn trösten. Am Dienstag hatte sie ihren türkischen Lebensgefährten mit dem gemeinsamen Sohn zu einer Befragung in die Ausländerbehörde begleitet. Doch das ruhige Gespräch endete mit einer bösen Überraschung. Plötzlich habe man ihrem Partner Handschellen angelegt und ihn in Abschiebehaft genommen. Ihr Junge fragte sie seitdem unentwegt, was sein Vater Schreckliches angestellt habe und ob er ihn wiedersehen würde.

Hatize Ö.s Sohn hatte Glück, denn schon am Tag nach der Festnahme wies ein Amtsrichter den Haftantrag gegen Feyzullah G. zurück und entließ ihn aus der Haft. Ein Zwischenspiel, das der 33jährige Türke sich nur damit erklären kann, daß vor wenigen Wochen sein Sachbearbeiter gewechselt hat. Schon seit über zwei Jahren bekommt er nur zweiwöchentliche Duldungen, weil eine Ausreiseverfügung gegen ihn besteht. Und bislang habe man ihn in der Behörde freundlich behandelt. Doch am Dienstag war die Lage plötzlich anders. Er sei erneut darauf hingewiesen worden, daß er ausreisen müsse; dazu habe er sich bereit erklärt, aber betont, daß er die ihm zustehenden Fristen ausnutzen wolle. Dann habe man ihn aufgefordert, das Gesprächsprotokoll zu unterschreiben. „Als er gefragt hat, ob er dazu verpflichtet sei, kam plötzlich ein anderer Sachbearbeiter und behauptete, mein Mann verweigere die Unterschrift“, erzählt Hatize. Daraufhin sei er in Handschellen abgeführt worden.

Seine Entlassung aus der Haft wird Feyzullah G. wenig helfen. Er wurde aufgefordert, sich morgen zur Abschiebung am Flughafen einzufinden. Eine Reihe von Straftaten, so Behördensprecher Norbert Semkal, habe den Richter bewogen, die Ausweisung anzuordnen. Daß Feyzullah G. hier sechs Kinder zurückläßt, stört dabei nicht. Hätte er sie von einer deutschen Frau, wäre das ein Abschiebehindernis. Seiner türkischen Frau sei aber zuzumuten, daß sie mit ihm ausreise. Auch wenn die Kinder hier geboren sind, kein türkisch sprechen und fast alle hier zur Schule gehen. sako