■ Mit Wegwerfwindeln auf du und du
: Wertvolle Patente

Berlin (taz) – Der US-Konzern Procter & Gamble (P&G) hat gestern den Konkurrenten Paragon im Geschäft mit Wegwerfwindeln vor Gericht gezerrt. Der Multi wirft der Konkurrenz vor, zwei seiner Patente mißachtet zu haben. Dabei geht es vor allem um die elastischen Bänder, die Procter & Gamble einsetzt, um die Windeln vor einem seitlichen Auslaufen zu bewahren.

Für den US-Multi steht viel auf dem Spiel. Wegwerfwindeln sind das umsatzträchtigste Geschäft des Konzerns. Die Firma klagt in dem Prozeß auf einige zig Millionen Dollar Schadensersatz und entgangene Gewinne. Fast noch wichtiger, aber: Falls P&G den Prozeß gewinnt, müßte die Konkurrenz ab sofort das Design ihrer Windeln ändern oder von da an für jede einzelne Windel Patentgebühren an den Multi entrichten.

Das sieht auch Paragon. Die Firma, die im vergangenen Jahr weltweit 3,8 Milliarden Windeln verkaufte, müßte unter Umständen ihre Produktion einstellen, sagte Paragon-Chef Robert Abraham dem Wall Street Journal. Industriefachleute rechnen, daß Paragon andernfalls 0,5 bis 1,5 Prozent des Windelpreises als Patentgebühr an P&G entrichten müßte.

Paragon konkurriert auf dem US-Markt vor allem mit der Billigmarke von P&G, nämlich Luvs. P & G verkauft daneben auch die teureren Pampers- Windeln. Der größte Konkurrent für Pampers sind in den USA Huggies, die vom Chemiekonzertn Kimberly-Clark vertrieben werden.

P&G hat 1996 weltweit 35,3 Milliarden Dollar (rund 54 Milliarden Mark) umgesetzt. Der Hygiene- und Chemiekonzern macht knapp 30 Prozent seines Umsatzes mit Babywindeln und Hygieneprodukten für Frauen.

P&G ist in den USA Marktführer auf dem Babywindelmarkt. Zusammen mit dem Konkurrenten Kimberley- Clarke liegt der Marktanteil bei satten 72 Prozent. Konkurrent Paragon kommt auf 16 Prozent. In der Bundesrepublik kommt P&G schon allein auf einen Marktanteil von rund 50 Prozent – und das, obwohl man bei der deutschen P&G-Tochter in Schwalbach/Taunus entschieden hat, die Billigmarke Luvs in der Bundesrepublik nicht mehr anzubieten. ten