Fall und Aufstieg von Mehrunessa

Obwohl die Bangladescherin Mehrunessa erst 38 Jahre ist, könnte man meinen, sie sei in den 60ern. Ein anstrengendes Leben hat sie gezeichnet. Verheiratet mit zehn Jahren, verwitwet mit 17 und Mutter von drei Kindern, heiratete sie noch einmal. Doch ihr zweiter Mann verließ sie, als ihr viertes Baby gerade erst zweieinhalb Monate alt war. Um ihre Kinder zu ernähren, schlug sich Mehrunessa mit Betteln durch. Schließlich fand sie eine bezahlte Beschäftigung. Als Schipperin beim Straßenbau verdiente sie 80 Taka im Monat, etwa 3,20 DM.

Millionen von Mehrunessas leben überall in den Ländern des Südens. Von den 1,3 Milliarden Menschen mit weniger als einem Dollar Einkommen pro Tag sind 900 Millionen Frauen. Für normale Geschäftsbanken sind sie kreditunwürdig. Mehrunessa und ihre Kinder würden auch heute in Armut dahinvegetieren, wenn sie sich nicht einen Kleinkredit in Höhe von 50 Dollar bei der Grameen Bank beschafft hätte. Nachdem sie innerhalb von zweieinhalb Jahren sechs Kleinstdarlehen von zusammen weniger als 500 Dollar fristgerecht zurückzahlen konnte, besaß Mehrunessa Vieh und eine gebrauchte Rikscha, mit der ihr jüngster Sohn jeden Tag 100 Taka verdient. Mehrunessa schmiedet Pläne: Sie will ein Stück Land pachten, um es zu kultivieren. „Ich habe viel gekämpft“, sagt sie, „aber jetzt kann ich zuversichtlich sein. Ich beginne ein anderes Leben und werde meiner Familie ein neues Zuhause bauen.“

Dieses Feature basiert auf Recherchen des Londoner PANOS-Instituts