Halbzeit-Blick zurück nach vorn

■ Halbspielzeit-Bilanz und neue Pläne des Schauspielhauses

„Es läuft richtig klasse“, vermeldet Intendant Frank Baumbauer und meint mit „es“ das Deutsche Schauspielhaus. In der ersten Hälfte dieser Spielzeit zählte das Publikum 10.000 Zuschauer mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das entspricht einem Zuwachs von 8,7 Prozent und mit durchschnittlich 800 Besuchern einer Auslastung von 62 Prozent. Ebenfalls erfreulich ist der überregionale Erfolg des Theaters: Sechs Produktionen sind in internationaler Mission von Paris über Sevilla, London, Novosibirsk bis Montreal unterwegs.

Als Gäste nach Hamburg kommen im März wegen der großen Nachfrage noch einmal die Berliner Volksbühne mit Des Teufels General in Regie von Frank Castorf und im Mai das Wiener Burgtheater mit Ritter, Dene, Voss, einer Inszenierung von Claus Peymann aus dem Jahr 1989. Als Sommergastmusical wurde dieses Jahr originellerweise Evita eingeladen - man hofft, vom Kino-Boom zu profitieren, allerdings ohne Madonna im Stab zu haben.

Die nächsten Eigenproduktionen sind, wie geplant, die St. Pauli Saga von Dagobert Lindlau und Germania 3 von Heiner Müller. Da sich Rainald Goetz' neues Stück noch im Stadium eines „work in progress“ befindet - „Wir treten ihm alle paar Monate mit Dezenz auf die Füße“ - rückt statt dessen eine Dramatisierung von Bret Easton Ellis' American Psycho auf den Spielplan. Den bis vor kurzem wegen seiner Brutalität auf dem Index stehenden Roman inszeniert Thirza Bruncken im April im Malersaal. Es folgen im Mai eine Inszenierung Elke Langs der Sommergäste von Gorki und Faßbinders Katzelmacher in Regie von Anselm Weber. Dies werden die letzten Premieren der Spielzeit sein, da die Erfahrung der letzten Jahre gezeigt hat, daß sich ab Mai „die Aufmerksamkeit der Hamburger auf den Sommer lenkt“.

Christiane Kühl