Sternenforschers Stolz

Ab Januar kreist der neuentdeckte Komet „Hale-Bopp“ nicht nur, aber auch über Hamburg  ■ Von Judith Weber

Kometen geht es wie Kindern. Ihre Entdecker platzen vor elterlichem Stolz und drücken ihnen Namen auf. Seit 1921 schwebt „Muschi“ durchs All, entdeckt und benannt von einem Hamburger Astronom, dessen Freundin auf eben diesen Kosenamen hörte. Mittlerweile ist das Verzärteln von Himmelskörpern aus der Mode gekommen und einem neuen Trend gewichen: Kometen mit Doppelnamen.

Über Hamburg kreist ab Ende Januar Hale-Bopp, eine Neuentdeckung unter den Himmelskörpern. Die US-Amerikaner Hale und Bopp haben ihn vor zwei Jahren zum ersten Mal gesehen. Hale-Bopp ist so hell, daß man höchstens ein schwaches Fernrohr braucht, um ihn über Hamburg zu beobachten. „Seine geringste Entfernung zur Erde wird er am 22. und 23. März haben“, vermutet Dr. Kohoutek, Astronom an der Bergedorfer Sternwarte. Dann ist der Komet etwa 197 Millionen Kilometer von seinen Entdeckern enfernt, also etwa 1,3 mal so weit wie die Sonne.

Die wichtigsten Fragen für die Astronomen lauten jetzt: Wie wird sich Hale-Bopp entwickeln? Wird er einen Schweif haben oder zwei? Wie oft wird er auf seiner Ellipsenbahn an der Erde vorbeikommen? Hale-Bopps eigentliche Kinderstube ist, wie bei den meisten seiner Art, die sogenannte „Oortsche Kometenwolke“, benannt (wie könnte es anders sein?) nach ihrem Entdecker Jan Oort. Die Wolke ist eine Ansammlung von Urmaterie-Resten. Aus ihr lösen sich ab und zu Klumpen ab – erst in Flugrichtung Sonne und dann, mit etwas Astronomen-Glück, in die Nähe der Erde.

Was mittlerweile benennungslustige Sternforscher begeistert, verbreitete bis ins 18. Jahrhundert Panik. Kometen galten als Pechbringer, die Pest oder Sturmfluten ankündigten. Da bezweifelte niemand, daß „Hamburg gut daran tat, anläßlich des Kometen von 1860 einen außerordentlichen Buß- und Bettag einzulegen“, schreibt der Hamburger Astronom Dr. Jochen Schramm in dem Buch Sterne über Hamburg.

Das Buch ist 1996 erschienen – zu spät für Hale-Bopp, um noch drin aufgenommen zu werden. Wer den Kometen sehen will, muß vor Sonnenaufgang aufstehen und nach Osten gucken, zum Sternbild Adler. Da schwebt der Komet auf etwa 30 Grad Höhe. Ab Ende Februar ist er auch abends zu sehen. Wie lange, wissen auch seine Namensgeber nicht.

Ausstellung „Sterne über Hamburg“ Die Geschiche der Sternwarte in Bergedorf. Kultur- und Geschichtskontor, Teerwerder Straße 17, 21029 Hamburg