Mord an UNO-Zeugin

■ Sie sollte vor dem Ruanda-Tribunal der UNO in Arusha aussagen

Kigali/Arusha (AP) – Eine Zeugin des UN-Tribunals zur Ahndung des Völkermords in Ruanda ist nach Angaben der Anklage ermordet worden. Der stellvertretende Ankläger Honori Rakotomanana erklärte am Donnerstag in der ruandischen Hauptstadt Kigali, die Frau, ihr Mann sowie sieben Kinder seien mutmaßlich von Hutu-Extremisten am 5. Januar getötet worden.

Die Frau hatte vor dem Tribunal im tansanischen Arusha über die Abschlachtung von Tutsi während des Völkermordes von 1994 in dem ruandischen Dorf Taba berichten sollen, das 50 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Kigali liegt. Seit dem 9. Januar wird vor dem UN-Tribunal gegen den früheren Bürgermeister von Taba, Jean-Paul Akayesu, verhandelt. In dem Dorf wurden 2.000 Menschen niedergemetzelt.

Der Prozeß gegen Akayesu war nach seinem Beginn für einige Tage vertagt worden, weil das Gericht vergessen hatte, für die aus Ruanda anreisenden Zeugen Visa zu besorgen. Am 14. Januar sagte die Buchhalterin des Angeklagten aus und erklärte: „Ich habe gehört, wie Akayesu die Befehle zum Morden gab.“ Sie habe direkt neben dem Bürgermeister gestanden, als er eine Gruppe junger Hutu-Männer mit Macheten zum Töten angewiesen habe. Bei der Ermordung der ersten acht Tutsi am 19. April 1994 sei sie jedoch nicht mehr dabeigewesen. „Ich möchte hinzufügen, daß in der Gemeinde sehr viele Menschen getötet wurden und im Verhältnis zu anderen Orten nur sehr wenige überlebten“, sagte die Zeugin. Akayesu hat sich zu allen zwölf Punkten der Anklage für unschuldig erklärt.