Betr.: Ceuta und Melilla

Die einst marokkanische Hafenstadt Ceuta wurde 1415 von den Portugiesen erobert und durch die Vereinigung der beiden Königreiche der Iberischen Halbinsel 1580 spanisch. Melilla eroberten die Spanier 1497. Trotz vieler arabischer Angriffe und Belagerungen blieben beide Städte seither ununterbrochen spanischer Besitz. Auch als sich Franzosen und Spanier 1912 Marokko aufteilten und Spanien der Norden des Landes zufiel, wurden die beiden Städte nicht in das spanische Protektorat Marokko eingegliedert. Beide Städte sind heute Freihandelszone und haben einen Autonomiestatus. Marokko beansprucht seit seiner Unabhängigkeit 1956 die Oberhoheit über die beiden Städte, die im übrigen nicht dem Nato-Bereich angehören.

In Ceuta wie Melilla bilden die katholischen Spanier die Mehrheit. In Ceuta sind etwa 20 Prozent, in Melilla 33 Prozent Muslime, denen, sofern sie in einer der beiden Städten geboren waren, 1986 die spanische Staatsangehörigkeit zugestanden wurde. Etwa 10.000 bis 20.000 Marokkaner aus dem Umland kommen als Grenzgänger täglich in die beiden Städte. Sie brauchen weder Visum noch Paß, müssen aber vor Mitternacht nach Marokko zurückkehren. Melilla hat die drittgrößte jüdische Gemeinde Spaniens mit etwa 900 Mitgliedern. In Ceuta leben rund 300 Juden. In beiden Städten gibt es zudem eine hinduistische Minderheit.

Eine im Oktober 1996 von der katholischen Hilfsorganisation Caritas herausgegebene umfangreiche soziologische Studie kommt zum Schluß, daß in Melilla, bezogen auf die Gesamtbevölkerung, mehr Menschen unter der Armutsgrenze leben als in jeder andern Stadt Spaniens. Der Bürgermeister Melillas, Ignacio Velázquez, ist nach einer Meldung der seriösen spanischen Tageszeitung „El Pais“ der bestbezahlte Politiker ganz Spaniens – Ministerpräsident und Kabinettsmitglieder eingeschlossen. Zwei Wochen nach Erscheinen der Caritas-Studie hat Ignacio Velázquez deren Seriosität bestritten.