Ein Bündnis für Arbeit

■ Arbeitgeber fordern es, Gewerkschaften reagieren skeptisch

Berlin (taz/AFP) – Angesichts der steigenden Arbeitslosenzahlen ist ein neues „Bündnis für Arbeit“ im Gespräch. Jedenfalls können sich Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt und Rudolf Scharping von der SPD eine solche Gesprächsrunde beim Bundeskanzler vorstellen. Jedoch äußerte sich die Vizevorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Ursula Engelen-Kefer, skeptisch über den Erfolg der Wiederbelebung dieser Idee. Anfang des Jahres hatten die Gewerkschaften eine solche Runde gefordert, sie war aber wegen mangelnder Kooperationsbereitschaft auf seiten der Wirtschaft schnell gescheitert.

Ohne Vorbedingungen werde man sich aber nicht mit den Arbeitgebern an einen Tisch setzen, sagte Frau Engelen-Kefer. Zunächst müßten die Unternehmer einmal klären, wie sie es mit der Erhaltung des Flächentarifvertrags hielten. Gleichzeitig nannte die DGB-Vize aber auch mögliche Gesprächsthemen, wie etwa den Abbau von Überstunden und die Verbesserung der Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Darüber könne man aber auch so miteinander verhandeln, ohne vor dem Kamin des Bundeskanzlers Platz zu nehmen. An die Adresse der Regierung gerichtet, sagte Engelen- Kefer, sie solle ablassen von Änderungen im Arbeitsförderungsgesetz und der „verantwortungslosen Gesundheitsreform“.

Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt mache ihm angst, meinte SDP-Fraktionschef Rudolf Scharping. Er fürchte, die Gesellschaft werde die Massenarbeitslosigkeit „nicht mehr sehr lange“ aushalten. Wenn jetzt nicht alle Kräfte gebündelt würden, könne dies schlimme Folgen haben.

Hundt hält die Halbierung der Arbeitslosenzahl bis zur Jahrtausendwende für möglich. Jedoch müßten die Betriebe weiter von Lohnzusatzkosten entlastet werden. Kanzleramtsminister Bohl sagte: „Wir haben keine Bedingungen zu stellen. Wir sind jederzeit gesprächsbereit.“