■ Scheibengericht
: La Musique dans le Cinema Indien

Mangala – Fille des Indes

(Helikon AAA 121)

Bombay hat Hollywood, was den puren Ausstoß an Filmen anbelangt, längst überholt. Mehr als 1.000 Produktionen bringt die indische Filmmetropole jährlich hervor. Es wird auch exportiert: In Kinos oder unter freiem Himmel von Thailand über den Nahen Osten bis nach Nordafrika ist die indische Ware überall zu sehen. In Ländern, wo das Fernsehen noch nicht in jeden Haushalt vorgedrungen ist, hat das Kino seine Rolle als Medium der Volksunterhaltung behalten.

Neben den Hauptdarstellern der Melodramen kommt den Filmmusikkomponisten eine besondere Bedeutung zu, weil die Ohrwurmqualitäten der Songs maßgeblich über den Erfolg eines Streifens entscheiden. Anfangs bestimmten Volkslieder die Soundtracks, bis in den vierziger Jahren westliche Klänge mehr und mehr an Einfluß gewannen. Es kam zu bizarren Mixturen von süßlichen Geigenarrangements und schmalzigen Akkordeonmelodien mit Tablarhythmen und den spezifischen Klangfarben des traditionellen Instrumentariums. Selten singen die Leinwandstars selbst. Vielmehr werden sie von professionellen Sängern gedoubelt, wie etwa Lata Mangeshkar, die im Laufe ihrer Karriere mehr als 25.000 Einspielungen machte, was ihr einen Platz im Guiness-Buch der Rekorde einbrachte. Die Stimme der indischen Diva ist auch in dem Streifen „Ann“ zu hören, einem Klassiker der Traumfabrik Bombays, der Mitte der fünfziger Jahre ein solcher Publikumsrenner war, daß er mit einem französischen Titel („Mangala – Fille des Indes“) ausgestattet, mit Untertiteln versehen wurde und die Liedtexte sogar ins Arabische übertragen wurden.

Was die wilde, „postmoderne“ Kombinatorik von Stilen und Klängen anbelangt, muß sich diese Musik hinter vergleichbaren Soundtracks aus Hollywood wirklich nicht verstecken.