Bonn läßt Mauss nicht im Stich

■ Schmidbauer dankt dem Geheimagenten für seine Hilfe. Werner Mauss soll Drogen und Waffen geschmuggelt haben

Hamburg/München (AP/AFP/ taz) – Der in Kolumbien einsitzende deutsche Privatagent Werner Mauss kann auf Hilfe aus Bonn hoffen. Der Staatsminister im Bundeskanzleramt, Bernd Schmidbauer, sagte der Welt am Sonntag, die Bundesregierung wolle Mauss „jetzt nicht im Stich lassen“. Der Detektiv, der am 17. November mit falschen Pässen in Medellin festgenommen worden war, soll Zeitungsberichten zufolge jedoch nicht nur entführte Deutsche freigekauft haben. Es gebe Zeugenaussagen, wonach Mauss auch in Waffen- und Drogengeschäfte verwickelt war. Der Spiegel berichtet, Mauss sitze in Isolationshaft. Sein Zustand sei schlecht.

Der für die Koordinierung der deutschen Geheimdienste zuständige Schmidbauer bedankte sich bei allen, die entführten Deutschen im Ausland geholfen hätten: „Das gilt besonders auch für Mauss, der uns wiederholt geholfen hat, deutsche Geiseln aus Kolumbien herauszuholen.“ Schmidbauer sagte, keine Partei habe ihn offiziell zum Rücktritt aufgefordert. Dies werte er als Beweis dafür, „daß es in weiten Teilen des Bundestages Übereinstimmung gibt, daß ein unkonventionelles Vorgehen zur Lösung humanitärer Fälle gerechtfertigt“ sein müsse, „selbst wenn bei der Rettung von Menschen auch einmal Fehler gemacht werden“.

Das Ehepaar Mauss hat seine Verhaftung nach Informationen der Welt am Sonntag vor allem einer Gruppe ehemaliger Agenten der amerikanischen und britischen Geheimdienste CIA und MIV zu verdanken. Diese Agenten hätten sich zu dem privaten Sicherheitsunternehmen „Risk Operation“ zusammengeschlossen, angeblich Geschäfte mit der ELN-Guerilla gemacht, für Lösegelder entführte Ausländer freigekauft und Mauss als Konkurrenten betrachtet. „Diese Gruppe soll daran beteiligt sein, daß die kolumbianische Staatsanwaltschaft nächste Woche neue Belastungszeugen gegen Mauss präsentieren kann“, schrieb das Blatt. Die Zeugen wollten aussagen, Mauss habe seit 1990 mit Schnellbooten Waffen von Panama nach Kolumbien geschmuggelt und Drogen wie Kokain per Flugzeug außer Landes gebracht.

Der kolumbianische Innenminister Horacio Serpa hat inzwischen bestätigt, daß seine Regierung Deutschland um Vermittlung im Konflikt mit der linksgerichteten Guerilla gebeten hat. Der deutsche Privatagent Werner Mauss habe dabei als Mittelsmann zur Bundesregierung fungiert, sagte Serpa während einer Debatte des Parlaments in Bogota. Serpa zeigte auf der Sitzung einen Brief von Präsident Ernesto Samper an Bundeskanzler Helmut Kohl, in dem Deutschland um Hilfe gebeten worden sei, mit der Guerilla Friedensverhandlungen zu ermöglichen. Der Minister sagte, bei seinen Gesprächen mit der Bundesregierung in Bonn vorigen Juli habe er den Eindruck gewonnen, daß zwischen Mauss und Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer ein vertrautes Verhältnis bestehe.