Marokko bietet der Polisario Teilautonomie

■ Westsahara soll in Provinzen unterteilt werden – Polisario ist bislang dagegen

Madrid (taz) – Jetzt sind im Westsaharakonflikt die Karten auf dem Tisch. Marokkos Außenminister Driss Basri hat der für die Unabhängigkeit der ehemaligen spanischen Kolonie kämpfenden Polisario in geheimen Gesprächen eine Teilautonomie angeboten. Das enthüllt die marokkanische Tageszeitung Le Matin du Sahara et du Magreb. „Eine Regionalisierung ist der ehrenhafteste und gerechteste Weg, um dem sinnlosen Exil ein Ende zu setzen“, heißt es auf dem Titelblatt vom Mittwoch. Autor des Artikels ist Achmed Alaui, Direktor des Blattes und politischer Berater von Marokkos König Hassan II.

Grundlage für den Vorschlag bildet die im September beschlossene regionale Neugliederung Marokkos. Die 1976 nach dem Abzug der spanischen Kolonialherren von König Hassans Truppen besetzte Westsahara wird dabei in drei Provinzen unterteilt.

Die Polisario will davon nichts wissen. „Das ist ein weiteres Manöver von Hassan II., um eine endgültige Lösung hinauszuschieben“, erklärt der Sprecher der Befreiungsbewegung in Madrid, Mohamed Mesahous. Die 200.000 auf der anderen Seite der algerischen Grenze lebenden sahrouischen Kriegsflüchtlinge würden nur nach einem Referendum über die Unabhängigkeit ihrer Heimat zurückkehren. Die Vorbereitungen zu einer solchen Volksabstimmung wurden vergangenen Mai von der UNO ausgesetzt, nach dem sich beide Seiten nicht über die Wählerlisten einigen konnten. Die Polisario möchte die seit August dauernden Gesprächskontakte fortsetzen, allerdings nicht wie bisher in Marokko, sondern auf neutralem Boden. Gedacht ist dabei an Genf, Paris oder London.

Jetzt lautet die Frage, wie lange die Polisario diese Position aufrechterhalten kann, denn Gastgeber Algerien scheint immer ungeduldiger zu werden. Schließlich haben die dort regierenden Generäle mit den islamischen Fundamentalisten genug Probleme im eigenen Haus. Reiner Wandler