Vorwürfe gegen Mauss

■ Der Privatagent forderte im Entführungsfall höheres Lösegeld

Mainz/Bogotá (dpa) – Die Vorwürfe der kolumbianischen Regierung gegen den deutschen Privatagenten Werner Mauss sind von der Familie des Entführungsopfers gestützt worden. Der Ehemann der in Kolumbien entführten Brigitte Schoene warf dem inzwischen verhafteten Mauss vor, sich in den Entführungsfall hineingedrängt und die Lösung damit behindert zu haben. Der Gouverneur des kolumbianischen Departements Antioquia, Alvaro Uribe, wiederholte in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) seine Ansicht, der Fall sei eine reine Polizeiangelegenheit und keine Staatsaffäre.

Im ZDF-Magazin „Frontal“ sagte der ehemalige BASF-Manager Ulrich Schoene, kurz nach dem Kidnapping seiner Ehefrau durch die kommunistische Guerilla habe ihm die deutsche Botschaft in Kolumbien Werner Mauss ausdrücklich als Mittelsmann empfohlen. Mauss habe für seine Tätigkeit kein Honorar verlangt, da er als offizieller Vertreter der Bundesrepublik handele.

Als Unterhändler habe Mauss aber dann ein vielfach höheres Lösegeld gefordert als eine Gruppe um Schoene, die ihrerseits gemeinsam mit den kolumbianischen Behörden in Kontakt mit den Entführern gestanden habe. Dies wirft auch die Staatsanwaltschaft in Medellin Mauss vor, die ihn dort wegen Entführung angeklagt hat. Mauss sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis ein, nachdem er bei dem Versuch, Brigitte Schoene nach Venezuela auszufliegen, auf dem Flughafen von Medellin festgenommen wurde. Völlig unklar ist bislang, woher das Millionen- Lösegeld für die Freilassung kam.

Unterdessen forderte der Geheimdienst-Sprecher der Bündnisgrünen, Manfred Such, den Geheimdienstkoordinator im Bundeskanzleramt, Bernd Schmidbauer (CDU), auf, über seine „offensichtlich sehr guten Verbindungen“ zu Mauss umgehend vor der Parlamentarischen Kontrollkommission auszusagen. Schmidbauer lehnte dazu jede Stellungnahme ab.