Postgewerkschaft sauer

■ Privatisierung im Frachtdienst kostet in Bremen und der Region 400 Arbeitsplätze

Eine Zeitungsanzeige brachte das Faß der Postgewerkschaft Weser/Ems zum Überlaufen. Daß die Post AG einen Teil des Frachtstückguts künftig von privaten Firmen zustellen lassen will, sei „ein Unding“, formuliert DPG-Bezirkssekretär Harald Schütz den Konsens einer Bezirksversammlung am Samstag. Gegen die drohende Privatisierung ganzer Zustellungsbereiche im Frachtdienst werde man angehen. Denn: „Es ist genug Arbeit da.“ Dies sei am Überstundenkontingent von rund 55.000 Stunden im Gebiet abzulesen.

Im gesamten Bezirk sind zur Zeit rechnerisch rund 1.500 Personen ganztags beschäftigt. 400 von ihnen drohe die Arbeitslosigkeit. Hintergrund sei ein Trick der Arbeitgeber: Diese umgehen einen Kompromiß, den Gewerkschaft und Arbeitgeber vor rund 15 Monaten ausgehandelt haben. Danach sollte es eine zweijährige Bestandsschutz-Garantie für die Beschäftigten geben. Diese gilt bis Ende 1997 und besagt, daß niemand betriebsbedingt gekündigt werden dürfe. Was die Vertreter der DPG bei Abschluß dieses Kompromisses nicht geahnt haben wollen, ist die vermehrte Einstellung von Kurzzeit-MitarbeiterInnen. Für diese rund 400 Beschäftigten gilt der Schutz nicht – aber vor allem sie werden zugunsten der erwiesenermaßen günstigeren Privatdienste auf der Straße stehen.

Die offensichtlichen Privatisierungsbemühungen dienten vor allem der Verunsicherung, sagt jetzt Harald Schütz. Man werde den Versuchen, anstehende Manteltarifverhandlungen auf diese Art zu torpedieren, mit Protesten erwidern. Die Zustellung von Weihnachtspäckchen werde jedoch nicht gestört.

ede