Gütesiegel als Ende des Tropenholzboykotts

■ Internationale Händler wollen mit Zertifikaten den Handel wieder ankurbeln

Berlin (taz) – Tropenholz mit Gütesiegel sollte gestern im Berliner Botanischen Garten auf dem Prüfstand stehen, als die Carl- Duisberg-Gesellschaft lokale Betroffene aus drei Kontinenten zu einer Fachtagung für EntscheidungsträgerInnen in Politik und Verwaltungen eingeladen hatte. Anlaß der Tagung war der Versuch der Tropenholzlobby, eine Entscheidung des Berliner Senats zu kippen: Mit dem Beitritt zum Klimabündnis haben sich zahlreiche europäische Kommunen und das Land Berlin zu einem Verzicht auf Tropenholz verpflichtet.

Der Vertreter der indianischen Organisationen des Amazonasbeckens (Coica), José Luis Gonzales, fragte nach den Nutznießern einer Kennzeichnung des in Europa verschmähten Tropenholzes – eine Frage, die ein Teilnehmer raunend mit „die deutschen Holzimporteure“ beantwortete.

Hintergrund der Zertifizierungsdiskussion ist der 1993 begonnene Prozeß von aufgeklärten Holzfirmen und Umweltorganisationen, im Rahmen des Forest Stewardship Council (FSC) Regeln und überprüfbare Kriterien aufzustellen, nach denen Tropenholz eingeschlagen und mit einem Gütesiegel versehen auf den Markt kommen soll. Zugleich kritisieren die Umweltorganisationen, daß die aufgestellten Grundsätze sich zwar schön anhören, aber angesichts der Realität in den Tropenholzexportländern kaum eingehalten werden können.

Klar war allen Teilnehmern der Tagung, daß allein mit zertifiziertem Holzkauf die voranschreitende Entwaldung nicht gestoppt werden kann, weil die Holzwirtschaft als Türöffner für die spätere Entwaldung durch andere Bevölkerungsteile angesehen wird. Außerdem sei ein etwas höherer Preis nicht Anreiz genug, mit dem Raubbau aufzuhören. Christoph Meyer von Robin Wood warnt vor „verdeckt arbeitenden Tropenholzlobbyisten wie der ehemaligen, auch vom Bund mitbezahlten „Initiative Tropenwald“ (ITW), die auf der Tagung durch Stefan Schardt vertreten war. Die Gefahr bestehe, schlecht informierte VerbraucherInnen und Kommunen könnten nicht mehr zwischen Produkten mit FSC-Siegel und solchen mit erfundenem Gütesiegel unterscheiden. Torsten Bünning