Mensch Opi, bring den Schmöker zurück! Bis nächsten Freitag kostet's nichts

Wer die Mahnbriefe von den Bibliotheken in Mitte bereits genervt, aber ungeöffnet in den Papierkob wirft, kann aufatmen: Die Büchereien werden eine Woche lang das Kriegsbeil begraben. Bis nächsten Freitag können säumige LeserInnen überfällige Bücher und Platten zurückgeben – ohne Mahngebühren abzudrücken. „Wir brauchen dringend die Medien“, meint Kathrin Rosemann von der Philipp- Schaeffer-Bibliothek. 300 Bücher und Platten seien in Mitte 30 Tage über der Frist.

Geld für Neuanschaffungen gibt es aber so gut wie keines mehr. Die Bibliotheken können es sich nicht leisten, ein Buch nachzukaufen, nur weil ein Exemplar partout nicht zurückkommt. Eine Santana-CD und ein Band mit Heinrich von Kleists Gesammelten Werken sind schon seit Jahren in den Händen ihrer BesitzerInnen. Rückgabe? Fehlanzeige! „Auch der Staatsanwalt kann da nicht viel ausrichten“, erklärt Kathrin Rosemann ratlos. „Die alten Karteikarten reichen als Beweis nicht aus, um etwa eine Hausdurchsuchung anzuordnen.“

Doch all das soll sich jetzt dank der neuen Computersysteme ändern. Die Bibliotheken, verbuchungstechnisch noch auf dem Stand der 50er Jahre, holen langsam auf. Und nach der Aktionswoche wird mit Hilfe der elektronischen Helfer sehr viel schärfer kontrolliert, bei einer Mahngebühr, die sich auf 50 Pfennig pro Medium verdoppelt.

Wenn alle schwarzen Schafe ihre Bücher und Platten brav retour bringen, werden ihnen rund 9.000 Mark erlassen. Verzichten da die Bibliotheken nicht auf ein lukratives Geschäft? „Die Büchereien“, so Rosemann, „sehen von dem Geld ohnehin keinen Pfennig. Das bekommen die Bezirksämter.“ cs/Foto: Rolf Zöllner